„Die Hospizbewegung sieht es als ihre zentrale Aufgabe, ein Leben bis zuletzt lebenswert und mit bestmöglicher Lebensqualität zu gestalten. In diesem Bemühen orientieren wir uns am Willen des Patienten. Dabei zeigen unsere jahrzehntelangen Erfahrungen, dass die Selbstbestimmung Sterbender in Beziehung zum sozialen Umfeld gesehen werden muss (relationale Autonomie) und sich verändern kann und darf. Wir sind nicht nur Einzelwesen, sondern eingebettet in Gemeinschaft.
Angesichts der Entscheidung des VfGH sind wir in Sorge, dass vulnerable Menschen unter Druck geraten, assistierten Suizid in Anspruch zu nehmen, um anderen nicht zur Last zu fallen. Wir haben auch Sorge, dass Beihilfe zur Tötung zu einer medizinischen Dienstleistung wird, die eingefordert werden kann und damit das Selbstverständnis der helfenden Berufe erschüttert. Aus diesen und anderen Gründen hat sich Hospiz Österreich immer gegen die Legalisierung der Beihilfe zum Suizid ausgesprochen.
Ein geäußerter Tötungswunsch ist oft ein Hilfeschrei und Ausdruck von existentiellem Leiden. Geäußerte Sterbewünsche sind ernst zu nehmen und Aufforderung zum Dialog. Wir wissen, dass sich der Wunsch nach assistiertem Suizid oft in dem Maß reduziert, in dem Menschen wirksame Linderung von Schmerzen, Zuwendung und Entlastung erfahren.
Im Vorstand des Dachverbands Hospiz Österreich haben wir uns in den vergangenen Monaten intensiv mit den Herausforderungen neuer Gesetze beschäftigt. Auf dieser Basis setzen wir uns im Dialogforum des Justizministeriums in der kommenden Woche für möglichst klare Regelungen zur Eingrenzung von Missbrauch ein. Wir als Hospizbewegung fördern den Ausbau von Hospiz- und Palliativangeboten und beteiligen uns an einer guten Entwicklung der Sorgekultur in unserem Land. Dabei werden wir auch künftig eine Grenze nicht überschreiten: Die Beteiligung am Töten.“ (Tiroler Tageszeitung vom 24./25.4.2021)
So formuliert Werner Mühlböck, Geschäftsführer der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft und Vorstandsmitglied im Dachverband Hospiz Österreich, die Position der Hospizbewegung und damit auch des Dachverbandes Hospiz Österreich.
Werner Mühlböck leitet die Arbeitsgruppe zum assistierten Suizid im Vorstand des Dachverbandes Hospiz Österreich und vertrat Hospiz Österreich im Rahmen des „Dialogforums Sterbehilfe“ im Justizministerium. Die Beratungen und der Austausch fanden vom 26.-30.4.2021 online statt. Den letzten abschließenden Termin am 30.4. nahm Waltraud Klasnic als Vorsitzende des Dachverbandes Hospiz Österreich wahr.