>>>>>Hospiz und Palliative Care in ihrer internationalen Bedeutung

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Die moderne Hospizbewegung und Palliative Care haben ihren Ausgang von England aus genommen, wo im Jahre 1967 Dame Dr. Cicely Saunders das St. Christopher‘s Hospice gründete und damit eine weltweite Bewegung zu einem anderen Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen und zur Entwicklung einer neuen Kultur in Gang setzte. Hier wurden medizinische, psychologische, soziale und spirituelle Aspekte der Begleitung integriert. In den folgenden Jahrzehnten verbreitete sich die Idee weltweit. Die Bewegung fand Unterstützung in Nordamerika, Europa, Asien und Afrika. In den USA wurde 1982 die Hospizversorgung als offizieller Teil von Medicare anerkannt, was einen wichtigen Meilenstein darstellte.

International betont die Bewegung die Menschenrechte am Lebensende. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkannte Palliative Care 1990 als essenziellen Bestandteil der Gesundheitsversorgung an. Heute fördern globale Initiativen wie die „International Association for Hospice and Palliative Care“ (IAHPC) oder die „European Association for Palliative Care“ (EAPC) den Zugang zu Schmerztherapie und umfassender Palliativversorgung, auch in ressourcenarmen Ländern.

Zwar erfolgen die gesellschaftlichen Diskussionsprozesse und die Organisation und Finanzierung der hospizlichen und palliativen Versorgungsstrukturen nach wie vor im Wesentlichen auf nationaler Ebene  – insbesondere die Zuständigkeit für die Gesundheitssysteme liegt in Europa weiterhin in nationaler Verantwortung -, der internationale Austausch, Benchmarking, das voneinander Lernen und eine Abstimmung in Fragen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind aber in einer zusammenwachsenden globalisierten Welt und vor allem in einem geeinten Europa von essenzieller Bedeutung.

Entwicklungen in Europa und weltweit

Der Entwicklungsstand ist in den europäischen und außereuropäischen Staaten bislang sehr unterschiedlich. Das europäische Parlament (2008) hat erstmals 2008  einen internationalen Vergleich zu den Entwicklungen in den europäischen Ländern vorgenommen. Österreich war damals auf mittleren Plätzen angesiedelt ist (in Vergleichen zwischen einer unterschiedlich großen Zahl von Ländern Platz 10 im Bericht des Jahres 2010 und Platz 17 im Bericht  des Jahres 2015).

Informativ ist auch der von der EAPC herausgegebenen Atlas of Palliative Care in Europe 2019 (Hochauflösende Fassung 48 MB) In dieser Auflage sind nun auch das Ehrenamt und die Hospiz- und Palliativversorgung für Kinder zum ersten Mal berücksichtigt worden. Hier belegt Österreich einen Spitzenplatz. Aktuell (im Jahr 2025) arbeitet eine Expert:innengruppe an einer neuen Auflage dieser Publikation.

Einen sehr lebendigen Einblick in aktuelle Entwicklungen weltweit bietet die Website https://ehospice.com/.

Beispiele internationaler Initiativen

Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Die WHO hat seit 1990 verschiedene Definitionen und Dokumente zu den Themen von Palliative Care vorgelegt. Besonders zu nennen sind die WHO Definitionen zu Palliative Care aus den Jahren 1990 und 2002.

Am 23. Mai 2014 verabschiedete die World Health Assembly, als jährliche Vollversammlung das entscheidungsbefugte Gremium der WHO, in ihrer 67. Sitzung in Genf die Resolution ‚Strengthening of palliative care as a component of integrated treatment within the continuum of care‘ (Stärkung von Palliative Care als einer Komponente einer umfassenden Behandlung im Kontinuum der Versorgung). Es war das erste Mal, dass die WHO ein offizielles Dokument zu Palliative Care herausgab und ist ein Meilenstein in der Anerkennung der Bedeutung von Palliative Care. Die WHO empfiehlt in dieser Resolution ihren Mitgliedsstaaten, Palliative Care in das nationale Gesundheitssystem zu integrieren und sicherzustellen, dass Palliative Care in der Grundausbildung und weiterführenden Ausbildungen für alle Gesundheitsberufe verankert ist. Eine weitere Empfehlung bezieht sich auf die Verfügbar machen von Medikamenten, insbesondere starken Schmerzmitteln, für alle Patient:innen.

Auf der Website der WHO (Region Europa) finden sich zahlreiche mittlerweile erschienen Stellungnahme und wichtige Dokumente.

Europarat (Council of Europe)

Das Ministerkomitee des Europarats hat im Jahre 2003 eine Empfehlung zur nationalen Entwicklung und Implementierung der Palliativversorgung für die 47 Mitgliedstaaten des Europarates verabschiedet.

EU-Parlament

Das europäische Parlament hat im Jahre 2008 einen Bericht über Palliative Care in der Europäischen Union mit Einzelberichten über jeden der 27 Mitgliedstaaten, einem Ranking unter verschiedenen Aspekten und Beispielen von best practice vorgelegt.

Am 28. November 2013 fand im Europäischen Parlament in Brüssel eine Konferenz zum Thema Langzeitpflege statt. Waltraud Klasnic (damalige Präsidentin Dachverband Hospiz Österreich) und Leena Pelttari (damalige Geschäftsführerin Dachverband Hospiz Österreich) waren als Sprecherinnen eingeladen, um über die Erfahrungen mit Hospiz und Palliative Care in Österreich, besonders jene im Projekt Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim, zu berichten.

Internationale Hospiz und Palliative Care Tage

Der Welt-Hospiz- und Palliative-Care-Tag findet immer am zweiten Samstag im Oktober statt.

Der European palliative Care Day fand erstmals am 15. Mai 2023 statt.

Internationale Zusammenschlüsse von Expertenorganisationen

www.eapcnet.eu  – European Association for Palliative Care (EAPC) – Die Europäische Gesellschaft für Palliative Care (engl., manche Dokumente auch in Deutsch)

www.thewhpca.org –  Worldwide Hospice and Palliative Care Alliance (WHPCA) (engl.) – Jahresbericht 2021/22

www.iahpc.org  –  International Association for Hospice and Palliative Care (IAHPC) (engl.)

www.icpcn.org  – international children’s palliative care network (engl.)

European Association for Palliative Care (EAPC) - Die Europäische Gesellschaft für Palliative Care

Für Europa hat die EAPC mit den jährlich alternierenden Forschungs- und Weltkongressen eine wichtige Bedeutung als Plattform von Austausch und Vernetzung von Forschung und Praxis in Hospiz und Palliative Care.

In europaübergreifenden Arbeitsgruppen (task forces und reference groups) von Fachleuten wurden und werden zu wichtigen Bereichen unter anderem Grundsatzpapiere, sogenannte White Papers, erarbeitet. Auch europäische Forschungsprojekte werden vorgestellt.

Relevante Dokumente, zu welchen Themen es Arbeitsgruppen gibt und Informationen zu den kommenden Kongressen, finden Sie hier: https://eapcnet.eu/

Die EAPC und Hospiz Österreich

Hospiz Österreich und die Österreichische Palliativgesellschaft folgten der Einladung beim EAPC Kongress 2007 in Budapest und erarbeiteten gemeinsam vier Committments (Selbstverpflichtungen) für Österreich, in den Bereichen Bildung, Politik, Qualitätsmanagement und Forschung.

Das war auch die Geburtsstunde des Bemühens, dem Ehrenamt im Rahmen der EAPC eine Stimme zu geben.

Der erste konkrete Schritt in diese Richtung gelang 2009 mit einem ersten internationalen Symposium „DA-SEIN im Leben. Das Ehrenamt in der Hospiz- und Palliativbetreuung“  im Rahmen des 11. EAPC-Kongresses in Wien, das von Leena Pelttari, Johann Baumgartner und Dr.in Birgit Weihrauch als Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands vorbereitet und getragen wurde.

2011 organisierte Leena Pelttari zusammen mit deutschen, englischen und portugiesischen KollegInnen ein weiteres Ehrenamtssymposium am EAPC-Kongress in Lissabon. 2012 beauftragte die EAPC Leena Pelttari offiziell, ein Symposium zum Ehrenamt in Europa zu planen und als einen Workshop am EAPC-Kongress in Prag 2013 abzuhalten.

Die Ergebnisse der sechs Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themenschwerpunkten am Nachmittag bildeten die Grundlage für Aufgaben und Themenstellungen der EAPC Task Force „Volunteering in Hospice and Palliative Care in Europe“, die sich in den Monaten nach dem Kongress formierte.

Leena Pelttari leitete gemeinsam mit Ros Scott, einer Wissenschaftlerin aus Großbritannien, die . Eine Zusammenfassung zum aktuellen Stand der Taskforce in Deutsch finden Sie unter Hospiz & Palliative Care – Ehrenamt in Österreich und Europa

Dr. Karl Bitschnau, Vizepräsident im Dachverband Hospiz Österreich und Leiter Hospiz Vorarlberg,  war bis 2023 Mitglied des Vorstandes der EAPC.

Rainer Simader, Leiter des Bildungswesens und Diversität bei HOSPIZ ÖSTERREICH war für den Weltkongress 2023 in Rotterdam im wissenschaftlichen Komitee.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

HOSPIZ ÖSTERREICH war in seinem Teilbereich „Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen“ Teil der EU-Projekte Támasz und Narzisse.

Támasz – Ausbau des Sozialnetzes entlang der Grenze – Hospizkultur und Palliative Care in Österreich und Ungarn April 2013

Zwischenbericht zum EU Projekt Narzisse – Modellprogramm zur Hospizbetreuung entlang der Grenze Oktober 2013

Abschlusskonferenz „NARZISSE – Modellprogramm zur Hospizbetreuung entlang der Grenze“ November 2014

 

Bitte beachten Sie auch unter News alle Beiträge zum Stichwort „International“

Links zu Hospiz- und Palliativverbänden in den Nachbarländern Österreichs finden Sie unter Hospiz & Palliative Care – Links.

Letzte Aktualisierung 3/2025