Im Zuge von Covid-19 wird aktuell verstärkt darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, Covid-19 Erkrankte, vor allem jene mit Vorerkrankungen, nach ihrem Willen und ihren Wünschen zu befragen und dies zu dokumentieren.
In einem Interview in der Wiener Zeitung vom 17.4.2020 hat Dr. Rudolf Likar, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft, u.a. auf den VSD Vorsorgedialog® hingewiesen.
„…….die Heime brauchen auch einen heimverantwortlichen Arzt, der mit den Menschen für den Fall einer Erkrankung das gewünschte Vorgehen bespricht: Wollen sie überhaupt eine Therapie? Wollen sie ins Krankenhaus? Das nennt sich Vorsorgedialog. Das muss man besprechen und verhindern, dass die Menschen in ihrer letzten Lebensphase ins Krankenhaus gezerrt werden, wenn sie das nicht wollen. Die Autonomie des Betroffenen ist das höchste Gut.“
Wir haben in Österreich dieses sehr gute Kommunikationsinstrument, das von allen wesentlichen Organisationen und Stakeholdern seit 2016 unterstützt wird – den VSD Vorsorgedialog® (VSD).
Die Voraussetzung für die Integration des VSD ist, dass das Heim eine sehr gute Hospizkultur lebt und diese im täglichen Tun, in den Prozessen und Abläufen verankert ist. Das trifft z.B. auf jene Heime zu, die Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen (HPCPH) durch das mehrjährige Projekt von Hospiz Österreich integriert haben .
Es fehlt die Finanzierung
Allerdings fehlt trotz großer Befürwortung von allen Seiten die Finanzierung für die Umsetzung, nämlich für die Zeit, die sowohl die Pflegenden als auch die Mediziner*innen zusätzlich investieren müssen.
Anpassungen durch Covid-19
In der jetzigen Krisensituation kann der Vorsorgedialog auch in Etappen durchgeführt werden, mit der/dem Bewohner*in, den Betreuenden, und den Angehörigen mittels datenschutzgerechter Telekommunikation. Hospiz Österreich hat dafür eine eigene Unterlage an jene Heime, die den VSD umsetzen, geschickt.
Stimmen aus der Praxis
HPCPH Heime melden uns zurück, dass sie auf das Knowhow, das sie durch die Integration von Hospizkultur und Palliative Care erworben haben, in der Krisensituation zurückgreifen können, dass es sie unterstützt in dieser enormen Herausforderung durch Covid-19.
Es werden z.B. extra Betreuende für die Kommunikation eingesetzt, die u.a. proaktiv auf die Angehörigen zugehen . Die Unterstützung von audiovisueller Kommunikation zwischen den Bewohner*innen und Angehörigen gehört fast schon zur Selbstverständlichkeit. Diese Heime führen den VSD in Etappen durch. Das ist mehr Aufwand als sonst, aber die Rückmeldungen der Angehörigen sind nicht nur positiv, sondern mit großer Dankbarkeit verbunden. Es werden Palliativmediziner*innen mit mehr Stunden angestellt usw. …
Das Engagement und die Professionalität sind enorm! Das ist gelebte hospizliche Haltung und professionell gelebte Palliative Care!
Aktueller Stand
Derzeit gibt es 186 Alten- und Pflegeheime in acht Bundesländern, die HPCPH umgesetzt haben bzw. im Prozess sind. 11.440 Mitarbeiter*innen haben bisher an den Workshops Palliative Geriatrie teilgenommen, die Teil dieses Projekt sind. In 53 Heimen wurde der Vorsorgedialog als vorausschauende Planung integriert. Das hilft jetzt.
Der VSD Vorsorgedialog® (VSD) wurde unter der Leitung von Hospiz Österreich mit dem Beirat Hospiz und Palliative Care in der Grundversorgung und zahlreichen Expert*innen zuerst speziell für die Alten- und Pflegeheime Österreichs und dann auch für die mobile Pflege und Betreuung zu Hause entwickelt. Er wird von allen Mitgliedern des Beirats und vom Vorstand des Dachverbandes Hospiz Österreich zur Umsetzung empfohlen. –>> Nachlese Fachtagung
Ein Video von der Fachtagung zum VSD im November 2019 gibt einen sehr guten Eindruck in die Praxis eines VSD. https://www.youtube.com/watch?v=oauMhnnGw_M