Rainer Simader, Leiter Bildung im Dachverband Hospiz Österreich:
Liebe Frau Dr.in Nake, nach fast 13 Jahren Jahren als Studiengangsleiterin des Universitätslehrganges Palliative Care gewinnen Sie viel Freizeit. Der Studiengang hingegen verliert eine seiner Pionierinnen. Sie haben in den letzten Jahren, gemeinsam mit den Mitgliedern des Leitungsteams Peter Braun, Michael Nake, Christof Eisl und Leena Pelttari einen international beachteten Studiengang entwickelt, ihn begleitet und zu einem festen Bestandteil der Bildungslandschaft in Österreich gemacht. Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, gemeinsam mit mir diese Zeit Revue passieren zu lassen.
Wenn Sie an den Anfang des Universitätslehrganges ins Jahr 2007 denken und an heute – was sind für Die die Meilensteine auf diesem Weg? Was waren Ihre Highlights?
Dr.in Irmgard Nake:
Eine große Hilfe war von Anfang an die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen im Leitungsteam und mit den Kolleginnen im Dachverband Hospiz, in der PMU und vor allem mit Verena Hölzl von St. Virgil. Dadurch war es für mich möglich, die doch großen Fußstapfen meiner Vorgängerin Hildegard Teuschl zu verlassen und eigene Spuren zu setzen.
Ein besonderes Highlight für mich war auch immer zu beobachten, wie sich die Studierenden entwickeln, und zu beobachten, wie sich ihre Karrieren in der Palliativszene, aber auch außerhalb, entwickeln. Auch die Zufriedenheit der Studierenden, wenn auch nicht immer unkritisch geäußert, erfreute mich sehr.
Schön zu sehen war auch, wie sich die Teilnehmer*innenzahlen entwickeln, wie der ULG auch in Deutschland, in Südtirol und der Schweiz bekannter geworden ist.
Ein besonderes Highlight war natürlich auch St. Virgil. Die Teilnehmer*innen sind sehr gerne dort gewesen und haben den Service sehr genossen. So hat eine Absolventin einer der ersten Lehrgänge bei einem Treffen letzthin gemeint: „Es hat uns so gut getan, nach Virgil zu kommen und diesen Lehrgang zu machen“. Das war wirklich schön!
Rainer Simader:
Wo Licht, dort auch Schatten: Gab es besondere Herausforderungen und Hürden auf dieser Reise?
Dr.in Irmgard Nake:
Die wenigen Präsenztage hatten natürlich zur Folge, dass die Zeit für Unterricht immer knapp bemessen war. So war das Thema „wissenschaftliches Arbeiten“ oft mit Vorbehalten und Gefühlen von Überforderung besetzt, da hat es oft viel Zuspruch von meiner Seite gebraucht, dass die Studierenden ihre Masterthesis gut abschließen konnten.
Aber wenn man unsere Absolvent*innenzahlen sieht, haben sich viele durchgebissen, nicht zuletzt deshalb, weil sie sehr gut betreut wurden.
Eine Herausforderung war natürlich immer wieder, gute Referent*innen und Dozent*innen zu finden und diese in den Lehrgang zu integrieren. Auch die Anforderungen einer Universität mit den Besonderheiten von Erwachsenenbildung in Einklang zu bringen, war nicht immer einfach.
Rainer Simader:
Wie hat diese intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Hospiz und Palliative Care Sie persönlich geprägt?
Dr.in Irmgard Nake:
Das erste, was ich gelernt habe, war, dass jede*r Sterbende sich aussuchen soll, wie er*sie sterben möchte, entweder allein und in Stille oder in Anwesenheit der Personen, die ihm*ihr nahe sind und waren. Und das zweite war, dass Palliative Care und das Hospizwesen angesichts der Unausweichlichkeit und manchmal auch Belastung des Todes dafür Sorge tragen, dass das Sterben für die Patient*innen und für die Angehörigen in einem würdigen Rahmen stattfinden kann . Symptomkontrolle und Erhaltung von Lebensqualität sind wichtiger als Kuration. Ansonsten ist mein Blick auf den Tod mit weniger Angst behaftet als vor meiner Tätigkeit im ULG Palliative Care. Ich bin nun überzeugt, dass eine gute palliative Begleitung eine große Hilfestellung für todkranke Menschen und deren Angehörige ist. Und deshalb hat es sich für mich auch zu 100 % gelohnt, viel Leidenschaft und Hingabe in die Ausbildung der Studierenden zu stecken.
Rainer Simader:
Worauf freuen Sie sich nun, nach dieser langen Berufszeit, am meisten?
Dr.in Irmgard Nake:
Jetzt versuche ich, mich an das Nichtstun zu gewöhnen. Bei sonnigem Wetter ist das ganz einfach, bei Regen ist das neue Leben zum Teil manchmal auch langweilig. Aber ich werde meinen Hobbys nachgehen, vielleicht wieder malen, ein bisschen Ehrenamt und mal schauen, was das Leben sonst noch bietet, welche Herausforderungen das Leben mir stellt.
Rainer Simader:
Liebe Frau Nake, dann wünsche ich Ihnen, dass es spannende Herausforderungen sein werden und natürlich eine sehr sonnige Pension! Vielen Dank für das Gespräch!