Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Nachruf auf OMR Dr. Wolfgang Wiesmayr

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Abschied nehmen – wir von der Hospizbewegung, sollten es doch können, meint man. Und trotzdem stehen auch wir von HOSPIZ ÖSTERREICH betroffen und hilfesuchend hier, weil wir mit großer Traurigkeit im Herzen die Nachricht übermitteln müssen, dass OMR Dr. Wolfgang Wiesmayr, ein wahrer Pionier der Hospizbewegung, am 6. Dezember 2024 im Alter von 67 Jahren gestorben ist.

Wolf, so durften wir ihn nennen, war ein außergewöhnlicher Mensch, der sein Leben in den Dienst anderer stellte. Als Arzt für Allgemeinmedizin, Palliativmedizin und Geriatrie war er nicht nur ein hochgeschätzter Mediziner, sondern auch ein Visionär, der die Hospiz- und Palliativversorgung in Oberösterreich und Österreich maßgeblich prägte.

Sein Engagement ging weit über das übliche Maß hinaus – er war buchstäblich rund um die Uhr für seine Patient:innen und ihre Angehörigen erreichbar. Wolfgang war ein Vordenker, der seiner Zeit oft voraus war und innovative Ideen in die Praxis umsetzte. Besonders beeindruckend war seine Hingabe für die Bewohner:innen der Pflegeheime. Er war stets für sie da, hörte ihnen zu und setzte sich für ihre Bedürfnisse ein.

Um die Jahrtausendwende gründete er die Hospizbewegung Vöcklabruck und war seitdem als Vorstandsvorsitzender unermüdlich für die Sache tätig. Die Hospizbewegung Vöcklabruck, das Mobile Palliativteam Salzkammergut und zahlreiche andere Initiativen, die er ins Leben gerufen hat, werden sein Andenken bewahren und seine Vision weiterführen.

Er war rund um die Uhr für Patient:innen und Angehörige, egal ob zu Hause oder im Pflegeheim, erreichbar. Sein Engagement ging weit über das übliche Maß hinaus.  Seit 2001 war er auch Vorstandsmitglied bei HOSPIZ ÖSTERREICH. Diese Position ermöglichte es ihm, auf nationaler Ebene Einfluss auf die Entwicklung der Hospizbewegung in Österreich zu nehmen. Zugleich übernahm er 2001 auch die Position des Obmanns des Oberösterreichischen Dachverbandes. In dieser Doppelfunktion konnte er sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene die Interessen der Hospizbewegung vertreten und vorantreiben. Als Vorsitzender des Landesverbandes Hospiz Oberösterreich arbeitete Wiesmayr zudem am Aufbau der landesweiten Strukturen für die Hospiz- und Palliativversorgung mit. Als Mitglied verschiedener Arbeitsgruppen auf Bundesebene wirkte er an der Entwicklung von Konzepten für die abgestufte Hospiz- und Palliativversorgung mit.

Er galt als Vordenker und Visionär, der innovative Ideen in die Praxis umsetzte. Waltraud Klasnic, Ehrenpräsidentin von HOSPIZ ÖSTERREICH, erinnert sich an ihn als einen gütigen Menschen, der immer einen Schritt voraus war, offen für Neues seine guten Netzwerke weit über sein Bundesland hinaus nutzte, um Hospiz und Palliative Care in Österreich zu etablieren. Bei der 30-Jahrfeier von HOSPIZ ÖSTERREICH im Jahr 2023 hat Wolf mit uns gemeinsam diesen Erfolg bei der Festveranstaltung gefeiert. Auf dem Foto ist zu sehen, wie seine Augen die ihm eigene Wärme, mit der er den Menschen begegnete, ausstrahlten.

Seine Expertise und sein Engagement haben wesentlich zur Weiterentwicklung der Hospizarbeit in Österreich beigetragen. Wolfgangs langjährige Erfahrung als Arzt für Allgemeinmedizin, Geriatrie und Palliativmedizin sowie seine Pionierarbeit in der regionalen Hospizbewegung machten ihn zu einer wichtigen Stimme bei HOSPIZ ÖSTERREICH. Seine Arbeit sorgte ganz maßgeblich dafür, dass viele Menschen ein Leben in bestmöglicher Lebensqualität bis zuletzt hatten und darüber hinaus noch viel mehr Menschen Trost, Selbstwirksamkeit und Ermutigung angesichts des Sterbens erfahren durften.

Wolfgang war nicht nur fachlich, sondern auch menschlich eine beeindruckende Persönlichkeit: Er hatte einen klaren Verstand und einen messerscharfen Humor. Dabei verlor er nie die Lebensfreude aus den Augen, feierte gern mit uns das Leben und erinnerte uns daran, auch in schweren Zeiten die schönen Momente zu genießen. Seine hospizliche Haltung und Ethik waren beispiellos. Trotz seines enormen Arbeitspensums fand er immer Zeit für ein aufmunterndes Wort oder eine helfende Hand. Wolfgang war in Mentor und Vorbild für unzählige Menschen, die heute an vorderster Front der Hospizbewegung stehen. Zu Recht hast Du, lieber Wolfgang, neben zahlreichen Würdigungen das goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich erhalten.

Wolfgang hinterlässt eine Lücke, die schwer zu füllen sein wird. Doch sein Geist der Fürsorge, sein Mitgefühl und seine unermüdliche Hingabe werden uns weiterhin inspirieren und antreiben. Wir sind dankbar für alles, was er uns gelehrt und gegeben hat. Ruhe in Frieden, lieber Wolfgang. Du wirst schmerzlich vermisst, aber nie vergessen werden.

Immer wieder hat er seiner schweren Krankheit entschlossen die Stirn geboten und mit viel Lebenswillen versucht, sie im Hintergrund zu halten. Nun aber ist sein Weg unter uns zu Ende.

Unser tiefes Mitgefühl gilt Wolfgang Wiesmayrs Familie und allen, die ihm nahestanden!

Dein Vermächtnis lebt in den vielen Leben weiter, die Du berührt und verändert hast. Du hinterlässt ein reiches Erbe, sehr große Fußstapfen und auch eine nicht zu schließende Lücke. Danke, dass Du ein langes Stück des Weges mit uns gegangen bist.

Der Vorstand und das Team von HOSPIZ ÖSTERREICH sagen Dir Danke, lieber Wolfgang!

      
Barbara Schwarz                        Sonja Thalinger
Präsidentin                                 Geschäftsführerin

Danke für Deinen Elan und Deine Weisheit.
Danke, dass wir so viel von Dir lernen durften und Du viele von uns als Mentor gefördert hast.
Danke für Deinen Weitblick und Deine Beharrlichkeit.
Danke für Deine Güte und Deine Hingabe.

5.12. Tag des Ehrenamts

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Gestern wurde zum 2. Mal der Staatspreis für freiwilliges und ehrenamtliches Engagement von Bundeskanzleramt und Sozialministerium verliehen.

Aus über 200 Einreichungen wurden 16 Vereine, Projekte, Initiativen und Einzelpersonen in fünf Kategorien von einer Fachjury ausgewählt und ausgezeichnet. Überreicht wurden die Auszeichnungen zusammen mit einem Preisgeld von bis zu 5.000 Euro im Rahmen einer feierlichen Gala in den Wiener Sofiensälen.

Wir gratulieren allen Preisträgern sehr herzlich und freuen uns besonders, dass in der Kategorie Krisenbewältigung MOMO ZeitRaum / – MOMO Kinderpalliativzentrum, Ehrenamtskoordinations-Team in Wien den 2. Platz errungen hat und in der Kategorie Inklusion unser Partner die Zweite Sparkasse / Die Zweite Wiener Vereins-Sparcasse mit dem 3. Platz ausgezeichnet wurde.

Die Anerkennung des Ehrenamts mit einem Staatspreis würdigt die Rolle des freiwilligen Engagements, innovative Projekte, herausragende Leistungen und persönlichen Einsatz als Kitt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wie Sozialminister Johannes Rauch sagte.

Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Universitätslehrgang Palliative Care in der Pädiatrie

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Seit 23. November 2024 kann der ULG Palliative Care auf weitere 28 neue Absolventinnen und Absolventen stolz sein! Sie haben mit großem Engagement und viel Motivation den Lehrgang Palliative Care in der Pädiatrie abgeschlossen und sichern so die kontinuierliche Versorgung von jungen Menschen mit lebenslimitierenden oder lebensbedrohlichen Erkrankungen auf höchstem Niveau. Der nächste fachspezifische Lehrgang Pädiatrie in Kooperation mit MOKI NÖ, als Level II des Universitätslehrgangs Palliative Care startet am 29.01.2025 und dauert zwei Semester.

Nähere Informationen und Anmeldungen unter: ULG Palliativ Care – MOKI NÖ – Mobile Kinderkrankenpflege

Was bedeutet eigentlich Grundversorgung?

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Häufig sprechen wir im Hospiz- und Palliativbereich wie selbstverständlich von der spezialisierten Versorgung (z.B. Mobile Palliativteams, Hospizteams, Stationäre Hospize, Palliativstationen, etc.) und von der Grundversorgung.

Immer wieder kommt es bei Menschen, die sich nicht mit der Materie beschäftigen zu Verwirrung, da die gängigere Definition für eine Mehrheit der Bevölkerung, „Im Rahmen der Grundversorgung erhalten hilfs- und schutzbedürftige Fremde in erster Linie Leistungen, welche auf die Deckung der täglichen Grundbedürfnisse ausgerichtet sind, wie angemessene Verpflegung, Unterkunft, medizinische Versorgung, Bekleidungshilfe, Schulbedarf sowie Information und Beratung.“ (Bundesministerium für Inneres, https://www.bmi.gv.at/303/start.aspx), mit Asylwerber:innen in Verbindung gebracht wird.

Im Kontext Hospiz und Palliative Care sprechen wir, wenn wir Grundversorgung meinen, von den Einrichtungen lt. der folgenden Abbildung der GÖG (Gesundheit Österreich GmbH):

Mit inbegriffen sind die Langzeitpflege-Einrichtungen (wie z.B. Alten- und Pflegeheime), die mobilen Pflege- und Betreuungsdienste, die Ärzt:innen des niedergelassenen Bereichs sowie die Krankenhäuser. 80 – 90 % aller Palliativpatient:innen versterben in Betreuung durch die Einrichtungen der Grundversorgung.

Daher ist es auch essenziell, diese in ihrer Arbeit mit chronisch erkrankten, multimorbiden, hochaltrigen und vielfach schwer erkrankten Menschen sowie deren An- und Zugehörigen zu unterstützen. Bis 2040 wird mit einem Anstieg des Palliativbedarfs auf mehr als 40 % der Bevölkerung gerechnet, laut einer Studie aus England von 2017 (https://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12916-017-0860-2).

Diese Zahlen können auch auf Österreich umgelegt werden. Das heißt, dass es zukünftig noch wichtiger wird, die Einrichtungen der Grundversorgung stärker zu befähigen, um diesem Bedarf auch nur annähernd gerecht werden zu können. HOSPIZ ÖSTERREICH ist seit vielen Jahren bemüht hier Angebote zu setzen, u.a. die Projekte zu Hospizkultur in Langzeitpflegeeinrichtungen sowie in der mobilen Pflege- und Betreuung zu Hause.

Mittlerweile haben mehr als 225 Alten- und Pflegeheime mit Stand 31.12.2023 das Projekt „HPCPH – Hospizkultur und Palliative Care im Alten- und Pflegeheim“ umgesetzt, bzw. sind gerade im Umsetzung. 95 Träger bzw. Krankenpflegevereine haben das Projekt „HPC Mobil – Hospizkultur und Palliative Care in der mobilen Pflege und Betreuung zu Hause“ im mobilen Bereich umgesetzt. Alle zwei Jahre werden diese Daten erhoben. Danke an die Kolleg:innen aus allen Bundesländern für die Bereitstellung der Daten!

Die Auswertung aller Daten aus der Grundversorgung mit Stand 31.12.2023 finden Sie hier.

Multiplikator:innenschulung Palliative Geriatrie, 7.-11. Oktober 2024, in St. Pölten

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„Besonders wertvoll war der Austausch mit anderen Fachkräften, die ebenfalls im Palliativbereich tätig sind…“

Die Schulung für Multiplikator:innen zu Palliativer Geriatrie war eine bereichernde Erfahrung, die es mir ermöglichte, sowohl als Teilnehmende als auch als zukünftige Moderierende in die Thematik einzutauchen. Besonders wertvoll war der Austausch mit anderen Fachkräften, die ebenfalls im Palliativbereich tätig sind oder zukünftig Workshops leiten werden. Die Woche war sehr lehrreich, da wir nicht nur die Inhalte der Schulung aufnahmen, sondern auch die Moderator:innen-Rolle, die wir später übernehmen werden, aktiv mitdachten.

Die Methodenvielfalt und der respektvolle Umgang trugen zu einer positiven und angenehmen Arbeitsatmosphäre bei. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen im Workshop zeigte eindrücklich, wie bedeutend interdisziplinäres Arbeiten ist und welches Potenzial für die Einrichtungen darin liegt.

Besonders berührend war der Moment, als das eingerahmte Bild der verstorbenen Bewohnerin, deren Person und Lebensgeschichte im Vorfeld von den Teilnehmenden erfunden wurde, präsentiert wurde. Diese Geste, eingebunden in die Storyline, verstärkte die hospizliche Haltung und vermittelte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die letzte Lebensphase mit Respekt und Würde zu gestalten.

Ich freue mich sehr darauf, als Multiplikatorin für HPCPH tätig zu werden und gemeinsam mit meinen zukünftigen moderierenden Kolleg:innen die Inhalte der Workshops den Mitarbeiter:innen nahe bringen zu dürfen. Mir sind die Herausforderungen bewusst, die durch unterschiedliche Aufgabenbereiche, anfängliche Unsicherheiten und sprachliche Barrieren entstehen können. Doch durch die Vorbereitung während der Schulung und die Unterstützung erfahrener Kolleg:innen fühle ich mich gut gerüstet, diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.

Abschließend möchte ich mich herzlich bei den Schulungsleiterinnen Sonja Thalinger, Anette Henry und Maria Eibel für ihre tolle Begleitung bedanken. Ebenso gilt mein Dank der gesamten Gruppe für das wertschätzende und bereichernde Miteinander während der Schulung.

Autorin: Petra Haller, MSc

 

Wir danken den Österreichischen Lotterien und dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz!

Appell an die neue Regierung für Basisfinanzierung und -rechte für den Dachverband HOSPIZ ÖSTERREICH

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Ohne HOSPIZ ÖSTERREICH wäre eine Weiterentwicklung im Bereich Hospiz und Palliative Care in Österreich in nicht denkbar. Der Dachverband hat 30 Jahre lang die Grundlagen dafür geschaffen, dass Hospiz- und Palliative Care für alle Menschen, die sie brauchen, erreichbar, zugänglich und leistbar ist.

Das in der Folge 2022 beschlossene Hospiz- und Palliativfondsgesetz (HosPalFG) sieht nun tatsächlich den flächendeckenden Ausbau und die österreichweit geregelte Finanzierung der Hospiz- und Palliativversorgung vor, aber für die Interessensvertretung keine Finanzierung und kein Recht auf Datenzugriff.

Presseaussendung 13.11.2024

APA OTS

In Memoriam Dr. Robert Twycross 29.01.1941 – 20.10.2024

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Wir trauern um Dr. Robert Twycross, der als Pionier und Wegbereiter der modernen Palliativmedizin weltweit Anerkennung genoss. Mehr als 50 Jahre widmete er sich der Hospiz und Palliative Care, seit er seine Karriere bei Cicely Saunders im St. Christopher’s Hospice in London begann. 1976 wechselte er nach Oxford als Berater für Palliativmedizin und leitete später dort bis 2005 das WHO-Zentrum für Palliativmedizin. Twycross’ Arbeit war wegweisend – er setzte neue Maßstäbe in der Schmerztherapie, betreute Tausende von Patient:innen an ihrem Lebensende und bildete Generationen von Mediziner:innen und Pflegekräften aus. Mit Werken wie dem Palliative Care Formulary und Introducing Palliative Care hinterlässt er ein bleibendes Erbe, das sowohl in der Forschung als auch in der täglichen Praxis der Palliativversorgung Anwendung findet.

Twycross war Gründungsmitglied der International Association for the Study of Pain, der Association for Palliative Medicine (UK), der Palliative Care Research Society (UK), der British Lymphology Society und der European Association for Palliative Care. Er hat in fast 50 Ländern gelehrt, zahlreiche hochrangige akademische Titel auf der ganzen Welt erhalten und wurde mit einer Vielzahl von Ehrungen ausgezeichnet, darunter lebenslange Mitgliedschaften und Auszeichnungen für sein Lebenswerk. Er war Autor und/oder Herausgeber mehrerer Bücher und hat mehr als 300 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht.

Selbst im hohen Alter äußerte sich Dr. Twycross zu wichtigen ethischen Fragen, wie etwa zur Rolle der Sedierung am Lebensende, und sprach sich für eine bewusste und behutsame Anwendung aus. Seine Kolleg:innen, darunter Prof. Sheila Payne und Prof. Phil Larkin, würdigten ihn als wahre Seele der Palliativmedizin, die für Mitgefühl, Ethik und Fachkompetenz stand.
Für viele bleibt er ein Vorbild, dessen Engagement und Menschlichkeit die Palliativversorgung nachhaltig geprägt haben.

Palliative Notfallmedikamente – Neue Einreichplattform online!

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Über die neue Einreichplattform können von

  • Einrichtungen der stationären Pflege und Betreuung
  • Mobilen Palliativteams
  • Stationären Hospizen
  • Tageshospizen

Rechnungen für die Palliativen Notfallmedikamente einfach und unkompliziert hochgeladen werden, um diese aus finanziellen Mitteln des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz refundiert zu erhalten.

Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt, um die palliative Versorgung weiter zu verbessern. Durch die schnelle Verfügbarkeit der notwendigen Medikamente können Mitarbeiter:innen in akuten Situationen noch effizienter handeln und die Lebensqualität der ihnen anvertrauten Menschen entscheidend steigern. Um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden, ist zunächst unbedingt abzuklären, ob es seitens des Trägers bereits eine definierte Vorgangsweise gibt oder, ob in der Einrichtung ein Prozess zur Beschaffung, Lagerung und Verabreichung der Palliativen Notfallmedikamente zu erarbeiten ist. Hier finden Sie Empfehlungen für den Umsetzungsprozess und die gesetzlichen Grundlagen.

Wichtige Informationen zur Einreichplattform:

  • Start: ab sofort kann die Einreichplattform genutzt werden.
  • Registrierung: Es gibt die Möglichkeit, sich als Träger mit mehreren Einrichtungen zu registrieren oder als einzelne Einrichtung – das ist unbedingt in Abstimmung mit dem Träger zu entscheiden.
  • Rechnungen hochladen: Ab sofort können relevante Rechnungen hochgeladen werden.
  • Kostenrefundierung: Nach Prüfung der eingereichten Rechnungen werden die Kosten refundiert.

Die von der Österreichischen Palliativgesellschaft benannten Palliativen Notfallmedikamente können von niedergelassenen Ärzt:innen1) mittels einer „pro institutione“ Verschreibung durch den Träger oder die Einrichtung beschafft werden. Angestellte Ärzt:innen beziehen diese über die Anstaltsapotheke „pro institutione“. Damit können alle sechs benannten Palliativen Notfallmedikamente patient:innenunabhängig in der Einrichtung gelagert werden.

  1. Die Beschaffung des suchtgifthaltigen Arzneimittels (SG-AM) „Vendal®“ erfolgt nach ärztlicher Verschreibung inkl. Suchtgiftvignette „pro institutione“ (Suchtgiftvignetten erhältlich über zuständige Bezirksverwaltungsbehörde).
  2. Die Beschaffung der anderen fünf Palliativen Notfallmedikamente erfolgt entweder
    • direkt durch Arzt/Ärztin für seinen/ihren Berufsbedarf in den Einrichtungen
    • oder durch ärztliche Verschreibung „pro institutione“.

Nach Indikationsstellung und bei vorliegender Krisensituation können diese Medikamente den gesetzlichen Vorgaben entsprechend ausgegeben werden. Der konkrete Prozess der Bevorratung und Ausgabe wird in der Einrichtung bzw. mit dem Träger festgelegt. Für den Einzelfall ist es wichtig, dass die Medikamente vorrätig sind, um bei Bedarf, falls niemand erreichbar ist, eine Krise mit diesen vorab besprochenen Maßnahmen gut meistern zu können. Die Prozesse werden durch den Träger bzw. in den Einrichtungen geregelt, erfasst und evaluiert.

Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahme nicht nur die Arbeit in

  • Einrichtungen der stationären Pflege und Betreuung
  • Mobilen Palliativteams
  • Stationären Hospizen
  • Tageshospizen

erleichtert, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur bestmöglichen Versorgung der Bewohner:innen, Patient:innen und Klient:innen leistet.

1) Die Medikamenten-Anschaffung für den Berufsbedarf nach § 57 Ärztegesetz bezieht sich auf freiberuflich tätige Ärzt:innen.

Roundtable „Vorsorge ist kein Luxus: Handlungsempfehlungen für alle Lebenslagen“

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Am 15. Oktober 2024 fand anlässlich des World Hospice an Palliative Care Day am 12.10.2024 ein Roundtable unter dem Titel „Vorsorge ist kein Luxus: Handlungsempfehlungen für alle Lebenslagen“ in der ERSTE Stiftung am Erste Campus in Wien statt. Veranstaltet im Rahmen der Kooperation von Erste Bank und HOSPIZ ÖSTERREICH, brachte das hochkarätige Event von 14:00 bis 17:00 Uhr eine breite Palette von Expert:innen zusammen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Vorsorge auseinandersetzten.

Am Podium sprachen

  • Thomas Wienerroither, klinischer Psychologe mit Schwerpunkt Palliativpsychologie
  • Sonja Thalinger, Geschäftsführerin von HOSPIZ ÖSTERREICH
  • Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Österreich und Gastgeberin der Veranstaltung
  • Elisabeth Kahler, Notarin

moderiert wurde das Gespräch von Carmencita Nader, Vorstandsmitglied der Zweite Sparkasse.

Themenschwerpunkte und Diskussionen

Der Roundtable beleuchtete aus unterschiedlichen Perspektiven die Bedeutung der Vorsorge in verschiedenen Lebensphasen.

Der klinische Psychologe Thomas Wienerroither eröffnete mit einem eindrucksvollen Impulsvortrag, in dem er auf die psychologischen Mechanismen der Verdrängung und das Stereotyp des „schönen Todes“ einging. Natürlich bedeutet Vorsorge auch die Antizipation einer bedrohlichen Zukunft. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Vorsorge wächst oft mit dem Alter und der Lebenserfahrung. Die Frage sei aber: „Führt emotionale Betroffenheit zu Vernunft oder Verleugnung?“ Zumal Verdrängung ein wichtiger Schutzmechanismus sei. Er wies darauf hin, dass viele Menschen sich einen sanften und friedlichen Tod wünschen, während sie zugleich keine konkreten Vorkehrungen treffen, um unerwünschte Szenarien, wie beispielsweise langfristige medizinische Behandlung ohne Aussicht auf Heilung, zu verhindern. Er betonte: „Wenn Sie nicht wollen, dass Ihnen das widerfährt, müssen Sie vorsorgen.“ Und er fügte hinzu: „Vorsorge bedeutet auch Fürsorge. Wenn Sie sich auf Ihre Zukunft vorbereiten, vermeiden Sie, dass andere in schwierige Entscheidungssituationen kommen, weil ihnen Ihr Wille nicht klar ist.“

Sonja Thalinger lenkte die Diskussion auf die strukturellen Herausforderungen im Hospizwesen. „Das Ziel ist, Menschen zu befähigen, hinzuschauen und aktiv zu werden, um eine gute Lebensqualität bis zum Ende zu gewährleisten.“ Sie hob hervor, dass trotz der gesellschaftlichen Tendenz, das Thema Tod zu vermeiden, die Auseinandersetzung mit der Vorsorge über eine Patientenverfügung, eine Vorsorgevollmacht oder den VSD Vorsorgedialog® unerlässlich sei. „Vorsorge ist nicht das erste Thema, über das man sich gern unterhält, aber alle wissen, irgendwann betrifft es jeden.“ Der VSD Vorsorgedialog® als Instrument der vorausschauenden Planung wird besonders in Pflegeeinrichtungen einsetzt, um frühzeitig für Krisensituationen vorsorgen zu können. Seine Entwicklung war die Konsequenz aus einem Projekt, das Hospiz und Palliative Care in Alten- und Pflegeheime bringen sollte. Man brauchte ein Szenario für Krisensituationen, damit absehbares Versterben im Pflegeheim nicht zu einer Krise führt. Im Unterschied zur Patientenverfügung, in der vor allem festgelegt wird, was jemand nicht will, geht es im Vorsorgedialog darum, was eine Person für sich möchte. Der Vorsorgedialog ist jederzeit veränderbar und auch Menschen mit Demenz können das Instrument nutzen. „Vorsorge bedeutet, dass man nicht nur für sich selbst sorgt, sondern auch für andere“, sagte sie besonders im Hinblick auch auf pflegende Angehörige. „Wir planen so vieles“, meint Thalinger, „Reisen, Familienfeste, Anschaffungen…warum sprechen wir dann nicht über die Krankheit der Oma und ihre Wünsche für das Lebensende?“

„Ich bin 205 Jahre alt und unser Gründungszweck ist aktueller denn je“, begann Gerda Holzinger-Burgstaller ihren Input aus Sicht der Erste Bank. Sie thematisierte die Bedeutung der finanziellen Vorsorge und die Verantwortung der Banken, Kund:innen in diesem Bereich proaktiv zu unterstützen. „Der beste Zeitpunkt, mit finanzieller Vorsorge zu beginnen, war gestern. Der zweitbeste ist heute.“ Um sich gegen spätere Risiken abzusichern, sei es sehr wichtig, bereits frühzeitig mit der finanziellen Planung zu beginnen. Vorsorge sei so gut wie immer möglich, auch mit geringen Ressourcen. Besonders interessant war ihre Ableitung vom Gender-Care-Gap zum Gender-Pay-Gap und dem daraus resultierenden Gender-Pension-Gap. „Altersarmut ist weiblich – und deshalb ist es gerade für Frauen wichtig, frühzeitig finanzielle Vorsorge zu betreiben.“, so Holzinger-Burgstaller. Man müsse den Menschen auch beim Thema Vorsorge den Zinseszins erklären. Je früher man Vorsorge im Kontext von Finanzen thematisiere, dazu gehören auch die Themen Erben und Vererben, desto sachlicher könne man darüber reden. Die Menschen müssten sich um ihre finanzielle wie um ihre körperliche Gesundheit kümmern. „Wir müssen von dem Bild wegkommen, dass Vorsorge ein Thema für Pessimisten ist. Es ist eine Investition in die eigene Zukunft und in die Sicherheit der Familie.“

„Eine Vorsorgevollmacht ist ein großer Vertrauensbeweis. Sie zeigt, dass ich jemanden habe, dem ich vollkommen vertraue, meine Angelegenheiten zu regeln, wenn ich es nicht mehr kann“, meinte Elisabeth Kahler, die als Notarin praxisnahe Einblicke in juristische Aspekte der Vorsorge wie die Erstellung einer Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht gab. Sie betonte, dass rechtzeitige juristische Beratung ein wichtiger Schritt sei, um die eigene Zukunft zu sichern. Der Sorge vieler Menschen vor hohen Kosten setzte sie entgegen, dass Erstberatungstermine oft kostenlos angeboten werden. „Vorsorge ist nicht nur ein Ausdruck von Angst, sondern auch von Verantwortungsbewusstsein gegenüber sich selbst und anderen.“

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum meldeten sich mehrere Teilnehmer:innen zu Wort. Zum gesellschaftlichen Umgang mit Pflegearbeit, insbesondere im familiären Kontext, wurde betont, dass Frauen oft die Hauptlast in der Pflege übernehmen und dabei ihre eigene Vorsorge vernachlässigen.

Ein weiteres Thema war die Frage, wie Unternehmen und Institutionen die Vorsorge ihrer Mitarbeiter:innen unterstützen können. Hier wurde betont, dass es nicht nur um finanzielle Aspekte geht, sondern auch um die psychische Gesundheit, die durch präventive Maßnahmen wie Stressmanagement und Unterstützung bei familiären Belastungen gefördert werden kann.

„Zentraler Teil der Vorsorge sind die Kinder“, sagte Marianne Buchegger von der Caritas Socialis, „die demografische Entwicklung werden wir nicht mit Fachpersonal bewältigen. Wir müssen, um Compassionate Communities und Caring Communities aufzubauen, mit dem Thema in Kindergärten und Schulen gehen (z.B. mit Projekten wie ‚Hospiz macht Schule‘, Letzte-Hilfe-Kurse, etc.). Sobald Begegnung stattfindet, schwindet die Angst. Es geht um Literacy: Health Literacy, Financial Literacy, Death Literacy.”

Fazit

Der Roundtable „Vorsorge ist kein Luxus: Handlungsempfehlungen für alle Lebenslagen“ zeigte eindrucksvoll, wie vielschichtig das Thema Vorsorge und wie wichtig es ist, in unterschiedlichen Bereichen wie Finanzen, Gesundheit und rechtlicher Absicherung frühzeitig zu handeln. Die Expert:innen waren sich einig, dass es in der Gesellschaft nach wie vor große Informationslücken gibt, die geschlossen werden müssen, um eine ganzheitliche und nachhaltige Vorsorge für alle zu gewährleisten.

Die Veranstaltung betonte die Notwendigkeit eines offeneren Diskurses über Vorsorge, der auch Stereotype und Tabus hinterfragt und Menschen ermutigt, sich mit ihren Zukunftsängsten auseinanderzusetzen, um ein selbstbestimmtes Leben bis zum Lebensende zu ermöglichen.

Am 12.10.2024 ist Welthospiz und Palliative Care Tag

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Am 12. Oktober 2024 ist World Hospice and Palliative Care Day, um auf die entscheidende Bedeutung der Palliativversorgung weltweit aufmerksam zu machen. Vor zehn Jahren verabschiedete die Weltgesundheitsversammlung die erste eigenständige Resolution zur Palliative Care. Seitdem wurde viel erreicht, aber der Weg zur Integration dieser wichtigen Gesundheitsdienstleistung in alle Systeme ist noch weit.

Hospiz und Palliative Care verbessert nicht nur die Lebensqualität von Patient:innen, sondern ist auch eine ethische Verantwortung der Gesundheitssysteme. Mit steigender Lebenserwartung und zunehmender Zahl chronischer Erkrankungen wird der Bedarf weiter wachsen. Wir müssen sicherstellen, dass Palliative Care als integraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung (UHC) weltweit anerkannt wird.

Dazu ein Beitrag in der Sendung Religion aktuell vom 11.10.2024 mit Präsidentin Barbara Schwarz und Geschäftsführerin Sonja Thalinger von Maria Harmer.

Was Hospiz- und Palliativversorgung wirklich (nicht) ist | Sterben ist das Allerletzte

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„Damit beschäftige ich mich, wenn es so weit ist.“ und „Das sind Sterbestationen!“ sind zwei der Mythen, die Sonja Thalinger, Geschäftsführerin von HOSPIZ ÖSTERREICH, im Gespräch mit Rainer Simader auflöst. Was die wenigsten Menschen nämlich wissen: Bei frühzeitigem Beginn von Hospiz- und Palliativbegleitung steigt nicht nur die Lebensqualität, mitunter leben Menschen sogar länger. Sonja Thalinger kennt die Hospiz- und Palliativbewegung sehr genau und appelliert, dass das Reden über den Tod zumutbar und äußerst wichtig ist – denn das Reden über das Sterben hat noch niemanden umgebracht. Im Gegenteil: Es schützt und macht weniger einsam.

In dieser Folge geht es um die Aufgaben der verschiedenen Einrichtungen und der darin tätigen Berufsgruppen. Warum ehrenamtliche Hospizbegleiter so wichtig sind und so viel Leben ins Leben bringen und wie man ehrenamtlich tätig werden kann. Darum, wann der richtige Zeitpunkt für Gespräche rund ums Lebensende ist. Und es geht schlicht ums Leben, denn die Hospiz- und Palliativversorgung hat sich genau das zum Ziel gesetzt: die Lebensqualität am Lebensende zu verbessern.

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Mehr Informationen

Weiterführende Informationen:

Einen Überblick zu Hospiz- und Palliativangeboten in deiner Nähe findest du hier:
https://www.hospiz.at/einrichtungsuebersicht/
https://www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de/ (Deutschland)

Informationen zur Ausbildung zur zum/zur ehrenamtlichen Hospizbegleiter:in unter:
https://www.hospiz.at/fachwelt/bildung/befaehigungskurse-fuer-ehrenamtliche/

Näheres zur abgestuften Hospiz- und Palliativversorgung findest Du hier:
https://www.hospiz.at/fachwelt/spezialisierte-hospiz-und-palliativversorgung/

Die Online-Talkserie „Sterben ist das Allerletzte“ widmet sich den Fragen, Problemen und Themen rund um Sterben, Tod und Trauer. Diese Aspekte werden in unserer Gesellschaft oft vernachlässigt oder sogar verdrängt. Darum verfügen wir häufig nicht über das nötige Wissen, Verständnis und Erfahrung, um angemessen mit ihnen umzugehen, wenn wir selbst betroffen sind. In „Sterben ist das Allerletzte“ lädt Rainer Simader (Leiter des Bildungswesens von Hospiz Österreich) Expert:innen, Betroffene und Angehörige ein, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen.

Crew:
Idee & Moderation: Rainer Simader
Regie: Christian Fichtner
Produktion: Martina Kellner
Redaktion: Viktoria Zvachtova
Kamera: Max Kienreich
Schnitt: Kerstin Helmlinger, Sofie Hatos, Marie Svehla
Ton: Felix Kirsch
Grafik: Michael Punz, Sarah Wolf, Teresa Rüf
Eine Produktion von Studio ungefiltert
https://www.ungefiltert.at

Das war das Symposium „wunde Einsamkeit – Sehnsucht nach Verbundensein“ von 24. bis 25. September 2024 im KKH

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Es war so berührend und bereichernd und wirkt auch Tage später noch nach!
Teilnehmerin aus Salzburg

Einsamkeit ist kein gewünschter Zustand!“, mit diesen Worten eröffnete Astrid Panger als derzeitige Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerbegleitung das gemeinsam mit dem Leidfaden, Fachmagazin für Krisen, Leid und Trauer und dem Kardinal König Haus veranstaltete zweitägige Symposium. Unter dem Titel „wunde Einsamkeit – Sehnsucht nach Verbundensein“, fanden sich über 200 Teilnehmende aus Österreich, Deutschland und der Schweiz im Kardinal König Haus in Wien ein, um sich umfassend mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sylvia Brathuhn ergänzte in ihren Begrüßungsworten, „Wir möchten in diesen beiden Tagen versuchen, den vielen Gesichtern der Einsamkeit zu begegnen!“

Patrick Schuchter differenzierte zunächst die Begriffe: Einsamkeit und soziale Isolation – um beim Publikum ein einheitliches Bild entstehen zu lassen. Während es bei der sozialen Isolation um das Fehlen von sozialer Integration und Unterstützungsnetzwerken geht, ist es bei der Einsamkeit das eigene Gefühl, das Empfinden, dass jemanden „sich einsam fühlen“ lässt. Auch Menschen, die Unterstützungsnetzwerke haben und sozial integriert sind, können sich einsam fühlen. Eine weitere Differenzierung nahm Patrick Schuchter vor: allein sein vs. Einsamkeit – als Person kann ich (selbstgewählt) allein sein, aber zugleich auf viele Arten und Weisen mit anderen verbunden sein.

Katharina Gutiérrez-Lobos, Initiatorin der Plattform gegen Einsamkeit, beleuchtete das Thema Einsamkeit aus einer medizinischen Perspektive. In Österreich sind (lt. dem Lonelyness-Survey von 2022) rund 10 % aller Einwohner:innen von Einsamkeit betroffen. Aktuell richten sich die meisten Interventionen an ältere Menschen, obwohl Jugendliche hier  größeren Bedarf haben, weil sie oftmals nur schwer mit Einsamkeit umgehen können. Zwei Fragestellungen, die auch für die Vortragende selbst noch offen waren, wurden mit dem Plenum geteilt und regten Diskussionen in der Pause an: „Wie erfahren einsame Menschen von Angeboten für sie? Wie kann zielgerichtet Öffentlichkeitsarbeit zum Thema betrieben werden?“

Rainer Simader und Maria Streli-Wolf moderierten erfrischend und achtsam durch die zwei Veranstaltungstage und stellten auch beim Podiumsgespräch kurz vor der Mittagspause die richtigen Fragen, um Einsamkeit aus den Perspektiven von obdachlosen Menschen, von Armut betroffenen Menschen, Alleinerziehenden, Menschen mit LGBTIQA+ Identität, Menschen mit Migrationserfahrung und schwer erkrankten Menschen zu betrachten.

Nach der Mittagspause gab es für die Teilnehmenden die Möglichkeit, aus acht verschiedenen Workshops zu wählen, ehe dann das Gespräch mit dem ehemaligen Gesundheitsminister Rudolf Anschober, „Einsam an der Spitze“, den inhaltlichen Abschluss des ersten Veranstaltungstages bildete. Eingestimmt durch die Musiker:innen Julia Schelling und Jakob Neumüller startete das Get-Together im Foyer des Hauses zum Austausch, zum Reflektieren und zum Zusammensein.

„Einsamkeit ist ein Gefühl, dass vielleicht Angst und Schmerz hervorbringt, möglicherweise kann es aber auch ein Geheimnis sein.“
Pater Schuhmacher vom KKH

Mit dem Beitrag von Reiner SörriesDie Kraft des Alleinseins“ startete der zweite Tag des Symposiums. „Allein sein ist selbstgewählt, zeitlich befristet, zielgerichtet und kein Zuckerschlecken“ – diese Aussage belegte Reiner Sörries mit zahlreichen Bildern aus Geschichte und Gegenwart.

Im Anschluss sprach Chris Paul zur Stigmatisierung im Zusammenhang mit Einsamkeit und Suizid – „Stigma ist ein Brandzeichen, im wahrsten Sinne des Wortes, um Menschen zu zeichnen und damit zu zeigen, dass sie nicht dazugehören, ob sie wollen oder nicht!“ Das peinlich berührte Wegschauen oder begafft werden von betroffenen Menschen beschreibt Chris Paul als das Zwei-Blick-Phänomen, mit dem viele, häufig aufgrund von Unsicherheit und Überforderung, reagieren. Das Fazit des Vortrags: Wichtig wäre es, Räume zu schaffen, in denen Begegnungen stattfinden können, wo gleich betroffene (z.B. Trauergruppe für Verbliebene nach Suizid) und gleich gesinnte Menschen zusammengeführt werden.

„Das Stigma der Einsamkeit springt über auf die, die sich mit den betroffenen Menschen solidarisieren.“
Chris Paul

Nach einer stärkenden Pause gab es für die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in acht verschiedenen Workshops einzelnen Aspekten der Thematiken Einsamkeit und Verbundensein spezifisch anzunähern.

Berührend und tiefgründig startete der Nachmittag: Auf der Bühne empfing Katharina Posch, eine Frau, die seit einem Schlaganfall ein Locked-in-Syndrom hat, die Teilnehmenden. Mit dabei ihre Assistentin und ein mit den Augen gesteuerter Computer, der Katharina Posch eine Stimme verleiht. Tiefe Einblicke in ihr Leben, wie es sich anfühlt, nur teilweise den Kopf und die Augen selbstständig bewegen und sich nicht verbal artikulieren zu können, wurde in einem von Katharina Posch erstellten Text, den ihre Assistentin vortrug, spürbar – berührend und ermutigend.

Im Anschluss folgte eine Lesung von Christian Metz mit dem Titel „Mut zur Endlichkeit – Sterben in einer Gesellschaft der Sieger“, der sich an einem Text von Fullbert Steffensky orientierte.

„Einsamkeit ist ein Ort, an dem wir uns selbst begegnen.“
Khalil Gibran

Den Abschluss des zweitägigen Symposiums bildete eine Geschichte mit dem Titel „Leerstelle“ von Matthias Schnegg, die das häufig mit „Schwere“ konnotierte Thema Einsamkeit noch einmal sehr hoffnungsvoll und mit Leichtigkeit beschrieb.

„… den vielen Gesichtern der Einsamkeit begegnen…“ war ein Wunsch zu Beginn des Symposiums – dieser wurde zu 100 Prozent erfüllt!

Vielen Dank an alle Teilnehmenden, die sich so intensiv auf das Thema und die Inhalte eingelassen, und die Schwere, die manchmal da war, ausgehalten haben! Ein herzliches Dankeschön ergeht an alle Referent:innen sowie den Kolleg:innen der Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerbegleitung, dem Leidfaden, Fachmagazin für Krisen, Leid und Traueund den Mitarbeitenden aus dem Kardinal König Haus, die zum Gelingen dieser großartigen Veranstaltung beigetragen haben!