Seit Februar 2010 war Anna Pissarek Teil des Teams im Dachverband Hospiz Österreich, mit 3. September 2021 hat sie sich nun in ihre Pension verabschiedet. Catrin Neumüller, ihre Nachfolgerin in der Öffentlichkeitsarbeit, übernimmt zusätzlich den Bereich Fundraising. Sie hat mit 10. August 2021 begonnen.
Die beiden haben einander Fragen gestellt:
Anna, nach 11,5 Jahren Öffentlichkeitsarbeit und Projektkoordination sowie Leitung Datenerhebung im DVHÖ – was sind Deine schönsten Erinnerungen, was ist Dir gelungen, worauf bist Du stolz und was hat Dir an der Arbeit hier am meisten Freude gemacht?
Anna: Die schönsten Erinnerungen sind für mich die Begegnungen und die Zusammenarbeit mit den Menschen, die im Hospiz- und Palliativbereich arbeiten. Das beginnt mit den Kolleg*innen im Team, der Geschäftsführerin und unserer Vorsitzenden, geht über die Bundeslandvertreter*innen im Vorstand und viele andere in Projekten bis zu den Mitarbeiter*innen in landeskoordinierenden Einrichtungen und Hospiz- und Palliativeinrichtungen in ganz Österreich, die gemeinsam mit mir an der jährlichen Datenerhebung gearbeitet haben. – Ich hatte immer den Eindruck, dass der Hospiz- und Palliativbereich besonders nette Menschen anzieht, dass Menschlichkeit ein hoher Wert ist.
In der Zeit, als ich hier war, hat sich Hospiz Österreich von einem kleinen Team in eine vielfältige Organisation mit verschiedenen Themenbereichen gewandelt. Mich freut, dass es gemeinsam gelungen ist, das auch in der Präsentation nach außen besser zu vermitteln: eine völlig neue Website aufzubauen, das Logo neu zu entwerfen, in der Datenerhebung mit einer neuen Datenbank auch die Direkteingabe der Daten zu ermöglichen. Was mit viel ehrenamtlichem Engagement begonnen hatte, wurde professioneller, der Tätigkeitsbericht, der Datenbericht, auch die Medienarbeit. Die Angehörigenbroschüren „begleiten bis zuletzt“ konnten in verschiedenen Sprachen übersetzt werden. Meine Kolleg*innen in den Fachbereichen haben Filme gedreht, die Kinderwebsite entstand….. Unglaublich, was alles gewachsen und geworden ist!
Besondere Freude hatte ich auch bei der Organisation der Symposien für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, auf nationaler und internationaler Ebene, in enger Zusammenarbeit mit Leena Pelttari, unserer Geschäftsführerin.
Catrin, was hat Dich bewogen, Dich für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising bei Hospiz Österreich zu bewerben?
Catrin: Im Wesentlichen zunächst der Wunsch nach einer Aufgabe mit Sinn. Sterben in Würde und Lebensqualität am Lebensende interessieren mich schon lange. Im Herbst 2020 habe ich die Ausbildung zur ehrenamtlichen Trauer- und Sterbebegleiterin absolviert und bin seit März 2021 ehrenamtlich im CS Hospiz am Rennweg im Einsatz. Nun auch beruflich meine Fähigkeiten und Erfahrungen in diesem Themenbereich einzubringen, reizt und interessiert mich.
Anna, wovon trennst Du Dich leichter? Was wird Dir weniger fehlen? Und was wünscht Du dem Dachverband Hospiz Österreich für die Zukunft?
Anna: Wovon ich mich leicht trenne, sind die vielen Stunden vor einem PC Bildschirm, sitzend. Ich sage immer: das ist keine artgerechte Haltung 😉. Ehrlicherweise freue ich mich auch, dass die Themen Alter, Pflege, Sterben, Tod, Trauer und die Komplexitäten des österreichischen Gesundheits- und Sozialsystems nun nicht mehr einen so großen Platz einnehmen werden, zumindest für die nächsten Jahre.
Dem Dachverband Hospiz Österreich wünsche ich, dass auch in der Zukunft und mit den Änderungen, die sie bringt, die richtigen Menschen zur rechten Zeit sich am richtigen Platz einfinden. Dann kann, wie bisher, das getan werden, was ansteht.
Catrin, was von Deiner bisherigen Lebens- und Berufserfahrung möchtest/kannst Du besonders einbringen?
Catrin: Ich komme ursprünglich aus dem Journalismus, habe dann lange in den verschiedensten Bereichen des Kulturmanagements gearbeitet und war zuletzt als Geschäftsführerin einer kleinen NGO tätig, die zum Thema Flucht und Sozialer Zusammenhalt internationale Konferenzen, Arbeitsgruppen und Projekte umgesetzt hat. Die Kommunikation – oft ziemlich komplexer Inhalte – an verschiedenste Zielgruppen in diversen Formaten auf allen möglichen Kanälen war überall zentral. Mir sind NPO- und Vereinsstrukturen vertraut und ich bringe vielfältige Erfahrungen sowie ein breites Netzwerk mit.
Anna, es beginnt für Dich ein neuer Lebensabschnitt – was bedeutet das für Dich und wie willst Du ihn gestalten?
Anna: Was es genau bedeutet, kann ich noch nicht sagen, da es eine neue Erfahrung sein wird. Ich freue mich, mehr Zeit für Beziehungen zu haben, denn mir nahestehende Menschen leben verstreut in ganz Österreich, Deutschland, der Schweiz und England. Herumreisen steht daher am Plan, allerdings etwas beeinträchtigt durch Corona. Zeit für Kultur, Kreatives und in der Natur Sein, wundervoll! Da ich im Vorstand unserer Baugruppe Pegasus in der Seestadt Aspern bin, Ernteteilerin im Gemeinsam Landwirtschaften Projekt Ochsenherz und Mitglied im Verein Seestadtgrün, sollte mir eine Beschäftigung nicht ausgehen. Aber zuerst einmal will ich die Ungebundenheit genießen!
Catrin, als eine, die von außen kommt: welche Themen kommen Dir für die Zukunft von Hospiz Österreich und der Hospiz- und Palliativversorgung wichtig vor?
Catrin: Von Seiten der Kommunikation betrachtet, möchte ich dazu beitragen, dass immer mehr Menschen über ein Basiswissen zu diesem Thema verfügen. Dazu gehört zu wissen, welche Angebote es gibt und wohin man sich bei Bedarf wenden kann. So wie ein Kollege gesagt hat: So wie die Menschen wissen, dass man bei Zahnweh zum Zahnarzt geht, sollten sie wissen, wohin sie sich im Fall von unheilbaren, lebensverkürzenden Krankheiten oder am Lebensende wenden können. Dazu gehört auch die Enttabuisierung des Themas und dazu sind eindeutige Begrifflichkeiten wichtig. Generell ist das Ziel, dass jeder Mensch, der das möchte und braucht, gute Hospiz- und Palliativversorgung in Anspruch nehmen kann.
Catrin, gibt es etwas, das Menschen, die mit Dir zu tun haben, von Dir wissen sollten?
Catrin: Ich bin eher direkt, bringe gern Dinge auf den Boden, trage gern Verantwortung. Ich versuche kritische Haltung und analytischen Ansatz mit konstruktiver, lösungsorientierter Herangehensweise zu kombinieren. Für mich beginnt Kultur im Umgang der Menschen miteinander und mit ihrer Umwelt. Reflexion und die Bereitschaft zu lernen und sich weiterzuentwickeln, sind die Basis kultureller Evolution. Mich interessieren Menschen, ihre Geschichten und alle Formen ihrer Auseinandersetzung mit der Welt, Kunst, Geschichte und Politik, andere Kulturen und ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt. Von dieser Basis aus möchte ich in meiner neuen Aufgabe einen Beitrag zu den wichtigen Themen von Hospiz Österreich und der Hospiz- und Palliativversorgung leisten.
Mag. Leena Pelttari MSc, Geschäftsführerin des Dachverband Hospiz Österreich:
Wir danken Anna Pissarek sehr herzlich für ihren jahrelangen, großen Einsatz für schwerkranke und sterbende Menschen in Österreich, für ihre Sorgfalt und Klugheit, ihr enormes Wissen und die weltbeste Koordination!
Wir freuen uns auf den gemeinsamen Weg mit Catrin Neumüller, die unser vielfältiges Team ab nun mit neuen Fähigkeiten bereichern wird.