Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

6. Wiener Hospiztag – Hospiz und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen (HPCPH) – Qualität und Nachhaltigkeit

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Der 6. Wiener Hospiz und Palliativtag unter dem Motto „Hospiz und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen (HPCPH) – Qualität und Nachhaltigkeit“ fand am 26.3.2015 von 13.00-18.00 Uhr im Congress Center Messe Wien statt. Er war die offizielle gemeinsame Abschlussveranstaltung für alle Heime des ersten und zweiten Durchgangs im Projekt HPCPH in Wien und der Auftakt für die Heime des dritten Durchgangs. Auch jenen Heimen, die Hospiz und Palliative Care unabhängig von Projekt HPCPH des Dachverbandes Hospiz Österreich implementiert haben, wie die Pflegezentren der CS und das KAV GZ Klosterneuburg, bot dieser Tag Gelegenheit zur Präsentation.

Über 300 Menschen, besonders viele aus Wiener Alten- und Pflegeheimen, verbrachten einen gemeinsamen, inspirierenden, berührenden und ermutigenden Nachmittag im Rahmen des 10. Deutsch-österreichischen Geriatriekongresses. Dr. Harald Retschitzegger, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft und selbst Multiplikator im Projekt HPCPH, begleitete als Moderator in gelungener Weise durch den Nachmittag.

Eröffnung

Marianne Klicka, Dritte Präsidentin des Wiener Gemeinderates, eröffnete mit den Grußworten von Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely den Nachmittag. Anschließend begrüßten Waltraud Klasnic alle Anwesenden als Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich und Univ.Prof. Dr. Rudolf Likar als Vizepräsident der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG).

Nach diesem Auftakt galt die Wertschätzung den Personen, die im Projekt besonders aktiv sind, den vielen MultiplikatorInnen (sie leiten die Workshops in Palliativer Geriatrie in den Heimen), den ProjektbegleiterInnen, den Projektverantwortlichen und den Trägern – stellvertretend für alle MitarbeiterInnen.

Marina Kojer „Palliative Geriatrie – gestern – heute – morgen“

DDr.in Marina Kojer erinnerte in ihrem Vortrag „Palliative Geriatrie – gestern – heute – morgen“ an den Beginn der Entwicklung im Wiener Krankenanstaltenverbund und an ihre Aufbauarbeit in der 1. Med. Abteilung für palliativmedizinische Geriatrie im Geriatriezentrum am Wienerwald (GZW). Sie betonte, dass das, was alte, oft an Demenz erkrankte Menschen brauchen, über all die Jahre gleich geblieben sei: es geht um das Verstandenwerden, das Gehörtwerden, um Schmerzfreiheit, Kontakt und darum, als Mensch wahrgenommen zu werden. Sie erinnerte an die Wichtigkeit des Miteinander und dass in der Betreuung alter Menschen kein Platz für SolistInnen sei. Ihre Sorge gelte der Zukunft angesichts einer zunehmenden Ökonomisierung. Denn Begegnungen und Zuwendung brauchen Zeit.

Präsentation der Heime

Anschließend präsentierten die teilnehmenden Heime sehr lebendig und vielfältig Ausschnitte dessen, wie sie Hospizkultur und Palliative Care in ihren Alltag integriert haben und leben. Der Film „Feiert das Leben“ rührte zu Tränen, wunderbar war die Darstellung von multidisziplinärer Zusammenarbeit anhand des Liedes ‚Hand in Hand‘. Über Kurzvideos kamen BewohnerInnen, Betreuende und Angehörige selbst zu Wort. Eine besondere Freude war, dass eine 99jährige Bewohnerin aus dem St. Carolusheim nicht nur in einem der Kurzvideos sprach, sondern auch beim Hospiztag selber anwesend war. Fachliche Dimensionen wurden durch Statements aus dem interprofessionellen Team, der Maslow’schen Bedürfnispyramide im Kontext von Demenzerkrankung und Hospizkultur und Mäeutik eingebracht. Der Sketch „Jedem Jammern entgegen, nur so können wir bewegen“ brachte alle zum Lachen. Er zeigte eine wohl nicht so ungewöhnliche Dynamik in einem Team von HeimmitarbeiterInnen und den Wandel im Bewusstsein, den es für Veränderungen braucht.

Die Geschichte und das Lied

Nach der Pause brachten zwei künstlerische Darbietungen die Anwesenden wieder zum Thema zurück. Begleitet von Walbildern aus Maui las Sigrid Beyer, Projektleiterin und Autorin, aus ihrem Buch „Erdenengel, Botschaften für dich“ die Geschichte des Jungen, der ein Buckelwal sein wollte. Gottfried Prinz, Seelsorger im Caritas Haus Schönbrunn und Musiker, schenkte allen ein selbst komponiertes Lied „Bis zum letzten Atemzug“. Beides berührte die Herzen.

Andreas Kruse: Das Leben am Ende des Lebens gestalten

Angekommen beim Tageshöhepunkt wies Univ. Prof . Dr. Andreas Kruse vom Institut für Gerontologie an der Universität Heidelberg in seinem Vortrag „Das Leben am Ende des Lebens gestalten: Grenzgänge zwischen Verletzlichkeit und Entwicklungspotentialen“ darauf hin, wie sehr Sterben etwas Großes sein kann, wenn es gelingt, die körperlichen Symptome und Schmerzen zu lindern und Raum zu schaffen für den Wandlungsprozess. Dieser vor allem geistig-seelisch ablaufende Prozess der Rundung braucht ein Umfeld von Hospiz und Palliative Care . Hospiz und Palliative Care kann ein individuelles Leben so unterstützen, dass es selbst den Prozess des Sterbens gestaltet. Auch bei dementen Menschen gebe es die Inseln des Selbst, die bis zuletzt bestehen bleiben. Auf keinen Fall, so Kruse, gehe es um „möglichst kurz und möglichst schnell“. Kruse wies eindringlich darauf hin, dass so ein Umfeld die entsprechenden sozioökonomischen Rahmenbedingungen braucht.

Heime erhalten Urkunden

Beim feierlichen Abschluss überreichte Waltraud Klasnic den 8 Heime die HPCPH Urkunden. Viel Engagement war zu sehen, Vieles konnte umgesetzt und in den Alltag integriert werden. Nun gilt es das Gute weiter zu tragen und entsprechend weiter zu entwickeln. Waltraud Klasnic wünschte allen viel Durchhaltevermögen und Kraft auf dem weiteren Weg.

Einen Überblick, welche Heime in Österreich Hospiz und Palliative Care integriert haben, finden Sie unter www.hospiz.at, Bereich Alten- und Pflegeheime, HPCPH Heime

„Wir danken den Österreichischen Lotterien und der ERSTE Stiftung für die Unterstützung!“