
Ready for the future
Finnland war Gastgeber des 19. Weltkongresses der European Association for Palliative Care, der von 29. bis 31. Mai 2025 in Helsinki stattfand. Unter dem Motto „Ready for the Future“ versammelten sich mehr als 2000 Fachleute aus Medizin, Pflege, Forschung, Sozialarbeit und Ehrenamt aus der ganzen Welt, um aktuelle Entwicklungen, Forschungsergebnisse und Best-Practice-Modelle in der Palliativversorgung zu diskutieren. Der Kongress stand im Zeichen eines besonderen Highlights – die Veröffentlichung des europäischen ATLAS der Palliativversorgung. Aus Österreich haben 26 Expert:innen in Helsinki mitdiskutiert und sich Inspiration und Kompetenz für Ihre Arbeit mitgenommen.
Die Veranstaltung unterstreicht die entscheidende Bedeutung der Zusammenarbeit bei der Bewältigung der wichtigsten Herausforderungen in diesem Bereich, insbesondere solche, die mit Ungleichheit und Zugänglichkeit von Palliative Care zusammenhängen. Ziel des Kongresses ist es, Bildung, Forschung und politische Interessenvertretung in der Palliativversorgung durch Personen aus ganz Europa und darüber hinaus zusammenzuführen. Eine wesentliche Empfehlung ist, Hospiz und Palliative Care in den Grundausbildungen aller in der Hospiz- und Palliativversorgung beteiligten Berufsgruppen zu verankern.
„Die EAPC freut sich, unseren Jahreskongress nach Finnland zu bringen. Durch unseren Kongress sind wir in der Lage, Wissen und Expertise zu vernetzen, Kontakte zu knüpfen und neue Kooperationen zu entwickeln„, sagte Joanne Brennan, CEO der EAPC, „Unser Ziel ist es, wirkungsvolle Maßnahmen zu ermöglichen, die sicherstellen, dass die Palliativversorgung verfügbar und zugänglich für alle ist, wo und wann immer sie es brauchen.“
Kongressinhalte und Bedeutung
Der EAPC-Kongress gilt als wichtigstes internationales Forum für den interdisziplinären Austausch in der Palliativmedizin. Die Teilnehmenden – etwa die Hälfte davon Ärztinnen und Ärzte, die andere Hälfte Pflegekräfte, Forschende, Sozialarbeiter, Ehrenamtliche und weitere Akteure – nutzten die Plattform, um sich über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, innovative Versorgungsmodelle und politische Entwicklungen auszutauschen.
Ein zentrales Thema war die ganzheitliche Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen, einschließlich psychosozialer und spiritueller Unterstützung für Patient:innen und ihre Angehörigen. Neben Vorträgen und Workshops wurden auch zahlreiche Posterpräsentationen und Netzwerkveranstaltungen angeboten. Traditionell wurden im Rahmen des Kongresses verschiedene Preise für herausragende Forschungsleistungen vergeben.
Der Kongress beleuchtete auch kritische Fragen, die die Zukunft der Palliativversorgung prägen werden. Zu den wichtigsten Themen gehört der Versorgungsgrad und die Qualität der Palliativversorgung in Ländern mit hohem, niedrigem und mittlerem Einkommen; die pädiatrische Palliativversorgung; die Integration von künstlicher Intelligenz in die Palliativversorgung und die Betreuung von Flüchtlingen und Migrant:innen.
Es gab einen starken Fokus auf Themen wie die Palliativversorgung in der Onkologie und Neurologie, die Versorgung von LGBTQ+-Gemeinschaften, die Fortschritte in der globalen Palliativversorgung und Innovationen in der klinischen Praxis.
Vorstellung des neuen Atlas of Palliative Care 2025*
Ein Höhepunkt des Kongresses war die Präsentation der neuesten Ausgabe des „Atlas of Palliative Care in Europe 2025“. Der Atlas analysiert die Entwicklung und Verfügbarkeit spezialisierter Palliativdienste in 56 europäischen Ländern und bietet damit eine umfassende Datengrundlage für Politik, Wissenschaft und Praxis.
Der Atlas zeigt, dass die Zahl der spezialisierten Palliativdienste in Europa seit 2019 um fast 10 % gestiegen ist. Dennoch bestehen weiterhin deutliche Unterschiede zwischen den Ländern hinsichtlich der Versorgungskapazitäten und der Integration von Palliativversorgung in verschiedene Versorgungsbereiche wie Onkologie, Kardiologie, Langzeitpflege, Pädiatrie und das Ehrenamt.
Österreich nimmt im aktuellen Atlas eine Spitzenposition ein: Mit 3,68 spezialisierten Palliativdiensten pro 100.000 Einwohnern belegt Österreich den ersten Platz im europäischen Vergleich. Neben der hohen Dichte an spezialisierten Diensten hebt der Atlas auch die starke Integration des Ehrenamts in der Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich hervor. Österreich führt europaweit bei der Einbindung von Freiwilligen und setzt damit Maßstäbe für andere Länder.
Das ausgezeichnete Abschneiden Österreichs in diesem Atlas ist das Ergebnis langjähriger Bemühungen von Fachgesellschaften, Dach- und Landesverbänden und politischen Entscheidungsträgern. Die kontinuierliche Entwicklung von Versorgungsstrukturen, die Förderung von Aus- und Weiterbildung sowie die Einbindung des Ehrenamts tragen maßgeblich dazu bei, dass schwerkranke Menschen und ihre Angehörigen in Österreich auf hohem Niveau betreut werden können. Unser Ziel muss daher sein, dieses Qualitätsniveau zu halten und die Angebote bedarfsorientiert weiterzuentwickeln und auszubauen.
Fazit
Der 19. EAPC Weltkongress in Helsinki hat erneut die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und des fachlichen Austauschs in der Palliativversorgung unterstrichen. Die Präsentation des Atlas of Palliative Care 2025 liefert wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Versorgung in Europa. Wir konnten viele bereichernde Kontakte knüpfen und pflegen, haben neue Ideen und Anregungen mitgenommen und werden uns noch oft an die finnische Gastfreundschaft erinnern.
Mitfühlende Palliativversorgung ist ein grundlegendes Menschenrecht
PS: Es war eine große Freude, Leena Pelttari, die ehemalige Geschäftsführerin von HOSPIZ ÖSTERREICH, in Helsinki wiederzusehen.