Symposium „Braucht Österreich ein Hospiz- und Palliativgesetz?“ am 6.10.2016 in Wien
„Der Universitätslehrgang Palliative Care hatte von Anfang an zwei Ausrichtungen: qualifizierte, multiprofessionelle, interdisziplinäre und deutschsprachig internationale Aus-, Fort- und Weiterbildung anzubieten und Interventionen ins politische System Österreichs zu setzen, meist über die AbsolventInnen selber.“ Daher, so führte Michael Nake, Kanzler der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und Mitglied im Leitungsteam des Unilehrgangs, in seinen einleitenden Worten aus, seien auch Thema und Titel der Feier des 10jährigen Bestehens so gewählt worden.
Einen Überblick über die vergangenen 20 Jahre, von der Idee Sr. Hildegard Teuschls CS, der ersten Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich und einer wichtigen Hospizpionierin, und dem Aufbau der Interprofessionellen Palliativbasislehrgänge bis zur ersten Umsetzung des dreistufigen Universitätslehrgangs in Salzburg 2006, gaben Leena Pelttari, Geschäftsführerin des Dachverbandes Hospiz Österreich, und Peter Braun, Leiter des Bildungszentrums St. Virgil, beide auch Mitglieder im Leitungsteam des Unilehrgangs. Der Universitätslehrgang wird von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, dem Dachverband Hospiz Österreich und dem Bildungszentrum St. Virgil gemeinsam getragen und verantwortet.
616 Frauen und Männer haben die fachliche Vertiefungsstufe II seither absolviert, es gibt 141 PalliativexpertInnen, 101 davon haben auch den Master of Sciene in Palliative Care vollendet . Der Großteil sind Frauen und Pflegende.
Hildegard Teuschls Grundanliegen bei der Entwicklung des Universitätslehrgangs war es, eine praxisnahe, innovative und zu Innovationen ermutigende Fortbildung zu schaffen. Dass das gelungen ist, bestätigten die Äußerungen von zwei AbsolventInnen, Hilde Kössler und Dietmar Weixler. Beide betonten den sehr wichtigen Vernetzungsaspekt, den Gewinn an Forschungspower und die Möglichkeit, wie z.B. im Rahmen von Statements bei der parlamentarischen Enquete-Kommission „Würde am Ende des Lebens“ 2014/2015 auch politisch Stellung zu nehmen.
Dem Hauptthema des Symposiums widmeten sich die Beiträge von Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich, und Harald Retschitzegger, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG). Waltraud Klasnic erinnerte an die gemeinsamen Anliegen und Forderungen: Rechtsanspruch auf Hospiz und Palliative Care, eine Klärung der Zuständigkeiten, Regelfinanzierung, die nun im 2016 neu konstituierten Hospiz- und Palliativforum einer Lösung zugeführt werden sollen. Ob dazu auch ein neues und eigenes Gesetz notwendig sei, ließ Klasnic offen. Dagegen plädierte Harald Retschitzegger als Arzt und Palliativmediziner, als Absolvent des Unilehrgangs und als OPG Präsident eindeutig für ein Gesetz, um die Umsetzung voranzutreiben. Hospiz und Palliative Care sei kein Luxus, sondern ein Menschenrecht.
Dr. Erich Rösch, Geschäftsführer des Bayrischen Palliativ- und Hospizverbands, gab einen Einblick in die Entwicklung der Hospiz- und Palliativversorgung in Bayern. Seiner Erfahrung nach ist es v.a. wichtig, sich Zeit zu nehmen, um miteinander zu reden und dann die Pläne beharrlich zu verfolgen. In Deutschland wurden bereits bestehende Gesetze im Rahmen der umfassenden Hospiz- und Palliativ-Gesetzgebung angepasst und vervollständigt. Die Finanzierung der Leistungen geschieht über die Kranken- und Pflegeversicherungen. Derzeit entscheidet der Hausarzt/die Hausärztin aufgrund der Symptomlast über die Zuweisung von PatientInnen an die allgemeine oder die spezialisierte Hospiz- und Palliativversorgung.
Mit einem herzlichen Dank an Verena Hölzl (St . Virgil), Irene Reckendorfer (PMU) und Sabine Tiefnig (Dachverband Hospiz Österreich), die im administrativen Teil viel zum Gelingen des Unilehrgangs beitragen sowie an Irmgard Nake als Studiengangsleiterin endete das Symposium und führte in den Austausch und das Netzwerken über.
Fotos © DV HÖ, Dr. Johann Baumgartner