Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

10 Jahre Kooperation der Österreichischen Sparkassen mit dem Dachverband Hospiz Österreich

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„Rückwärtsblickend vorwärts schauen“ war das Motto der Feier der 10-jährigen Kooperation zwischen den Österreichischen Sparkassen und dem Dachverband Hospiz Österreich am 12. Oktober 2017, die zugleich auch an den Internationalen Hospiz- und Palliative Care Tag 2017 erinnerte. Im großartigen Ambiente des Erste Campus mit Blick über ganz Wien versammelten sich über 100 ehrenamtliche HospizbegleiterInnen, KoordinatorInnen von Hospizteams, GeschäftsführerInnen und Vorsitzende aus den landeskoordinierenden Hospizorganisationen im Burgenland, NÖ, Salzburg, Steiermark, Tirol und Wien sowie VertreterInnen des Dachverbandes Hospiz Österreich und LeiterInnen der Sparkassengruppe . Wilhelm Kraetschmer von den Österreichischen Sparkassen hieß als Gastgeber des Abends alle herzlich willkommen.

Seit 2007 kooperieren die Österreichischen Sparkassen mit dem Dachverband Hospiz Österreich, um die ehrenamtliche Hospizbegleitung in Österreich zu fördern.

Grußworte

Sektionschef Gerhard Aigner (BMGF) und Sektionschef Manfred Pallinger (BMASK) drückten in ihren Grußworten am Beginn der Veranstaltung große Wertschätzung für die Arbeit ehrenamtlicher HospizbegleiterInnen und hauptamtlicher Fachkräfte in der Hospiz- und Palliativversorgung aus. Sie betonten, dass es bei politischen Entscheidungen in diesem Bereich letztlich immer um die schwerkranken Menschen und ihre Angehörigen geht.

Aigner versprach, bestmöglich zwei Vorhaben weiter zu verfolgen, nämlich die Novelle zum Patientenverfügungsgesetz und eine Änderung im Berufsrecht der ÄrztInnen, um PalliativmedizinerInnen bei Interventionen im Rahmen einer Therapiezieländerung besser abzusichern. Manfred Pallinger erinnerte an die Hartnäckigkeit und Ausdauer von Waltraud Klasnic als Präsidentin von Hospiz Österreich, wenn es um Zuständigkeit und Finanzierung der Hospiz- und Palliativversorgung geht und berichtete von den aktuellen Bemühungen des Sozialministeriums, im Rahmen des Hospiz und Palliativforums Wege für eine Regelfinanzierung zu erarbeiten.

Rückwärtsschauen

Saskia Wallner lud als Moderatorin des Abends Gerhard Fabisch, Maribel Königer und Waltraud Klasnic zum Rückwärtsschauen ein. Gerhard Fabisch, Präsident des Österreichischen Sparkassenverbandes, verwies auf den Gründungsauftrag der Sparkassen: „Hospizeinrichtungen begleiten Menschen in einer schwierigen Zeit durch Zuwendung und Verständnis. Auch zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkassen unterstützen Menschen dabei die letzte Lebensphase in gewohnter Umgebung zu erleben und ein menschenwürdiges Sterben zu ermöglichen. Als Partner der Hospizbewegung und deren Prinzipien bekennen wir uns zum gemeinnützigen Mehrwert und dem menschlichen Umgang bei der Versorgung von Sterbenden. Ganz am Beginn war es für die Steiermärkischen Sparkassen ein ‚schräges‘ Projekt, nun ist es eines der erfolgreichsten.“

Maribel Königer, Leiterin der Kommunikation der ERSTE Stiftung, erwähnte das Engagement der ERSTE Stiftung für die Förderung der ehrenamtlichen Hospizarbeit in Wien, Salzburg und dem Burgenland. Auch der Wiener Hospiz- und Palliativtag findet seit Jahren mit ihrer Unterstützung statt. Die Broschüre „begleiten bis zuletzt“ für Angehörige kann dank Zuwendungen der Stiftung und des Sozialministeriums auch in Rumänisch, Ungarisch und Slowakisch in Österreich erscheinen, in erster Linie für die 24 Stunden BetreuerInnen. Die ERSTE Stiftung ermöglichte zudem die Herausgabe einer adaptierten Fassung in den drei Herkunftsländern selber. Maribel Königer: „Ursprünglich lag der Schwerpunkt der ERSTE Stiftung im internationalen und osteuropäischen Raum. Über dieses Kooperationsprojekt ist nun auch in Österreich  unser Schwerpunkt Soziale Integration verwirklicht. Sterbende und ihre Angehörigen sind in der Gesellschaft noch immer isoliert, obwohl der Tod uns alle betrifft. Wir möchten daher nicht nur mithelfen Pflege zuhause zu ermöglichen und Ehrenamtliche auszubilden, sondern auch die Gesellschaft insgesamt für das Thema sensibilisieren.“

Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich, betonte: „Noch bevor die Politik die gesellschaftlich notwendigen Rahmenbedingungen für die Unterstützung der Hospiz- und Palliativversorgung erkannt hat, setzte die österreichische Sparkassengruppe wesentliche Impulse und Hilfestellungen für die Hospizbegleitung in Österreich.“ Klasnic griff drei Projekte heraus, die Hospiz Österreich dank der Kooperation mit den Österreichischen Sparkassen umsetzen konnte: so wurde z.B. das Ausbildungscurriculum zur Befähigung Ehrenamtlicher adaptiert, nationale und internationale Symposien für Ehrenamtliche organisiert, die Broschüre „begleiten bis zuletzt“ für pflegende Angehörige aktualisiert und gedruckt.

Die internationale Ebene: EAPC Charta Voice of Volunteering

Leena Pelttari, Geschäftsführerin des Dachverbandes Hospiz Österreich, kann das große österreichische Knowhow zum Ehrenamt in Hospiz und Palliative Care auf Ebene der Europäischen Gesellschaft für Palliative Care (EAPC) einbringen. Sie stellte bei der Feier die von ihr mitentwickelte EAPC Charta „Voice of Volunteering“ zur Stärkung des Ehrenamts in Europa vor und rief alle auf zu unterschreiben: https://www.change.org/p/voice-of-volunteering-in-hospice-and-palliative-care

MitarbeiterInnen der Sparkassengruppe als HospizbegleiterInnen

Eine besonders erfreuliche Frucht der Kooperation ist das Engagement von MitarbeiterInnen der Sparkassen, Erste Bank und ERSTE Stiftung als ehrenamtliche HospizbegleiterInnen. Die Unternehmensgruppe übernimmt die Ausbildungskosten. Karl Harnoncourt, Initiator der ersten Kooperation in der Steiermark 2004, dankte zweien von ihnen, stellvertretend für alle HospizbegleiterInnen in Österreich. Gertrud Gößler, ehemalige Mitarbeiterin der Steirischen Sparkassen, berichtete von ihrem Einsatz in der Kinder-Hospizbegleitung und wie sehr man sich hier einlassen muss. Herbert Bielesz, ehemals im Bereich Marketing der Erste Bank tätig, erzählte von den alltäglichenj Seiten ehrenamtlicher Hospizbegleitung, denn es sind oft ganz konkrete kleine Erledigungen, die gemacht werden können und helfen. Es gebe, so Bielesz, nichts Nachhaltigeres als die Unterstützung der Hospiz- und Palliativversorgung.

Die Zukunft

Waltraud Klasnic gab einen Ausblick in die Zukunft: viel sei erreicht worden, Österreich sei in vielen Punkten europaweit ein Vorbild. Aber das „leistbar, erreichbar“ bei gleichzeitiger Erfüllung aller Qualitätskriterien des ÖBIG Konzepts der Abgestuften Hospiz- und Palliativversorgung (ÖBIG 2014) sei noch immer nicht in ganz Österreich umgesetzt. Hier gilt die Hoffnung der Arbeit des Hospiz und Palliativforums. Es gelte auch, neue Bereich weiter auszubauen: Hospiz- und Palliativversorgung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, von Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund, für Obdachlose…

Waltraud Klasnic bat Naida Dzaka zu sich, denn sie verkörpere in ihren Seim Zukunft im Ehrenamt und im gesamten Bereich von Hospiz und Palliative Care. Naida Dzaka erzählte von sich: geboren in Bosnien, aufgewachsen in Österreich, 26 Jahre jung, mit einer Masterarbeit in Psychologie zu einem Palliativthema, nun Mitarbeiterin im Dachverband Hospiz Österreich im Bereich „Hospizkultur und Palliative Care in der Grundversorgung“ und seit zwei Jahren ehrenamtliche Hospizbegleiterin im Interkulturellen Team der Caritas in Wien.

Nach dem Abschluss durch Wilhelm Kraetschmer und einem Schlusslied der Strottern, die den Abend musikalisch begleitet hatten, bot sich viel Raum zu Begegnungen, mit wundervollem Blick über die Dächer von Wien.

Wir danken allen, die zu diesem wunderbaren Abend und Fest beigetragen haben!


HINTERGRUNDINFORMATION

Die erste Kooperation entstand zwischen dem Hospizverein Steiermark und den Steiermärkischen Sparkassen, auf Initiative von Karl Harnoncourt. 2007 wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit in der Steiermark durch eine Kooperation mit dem Dachverband Hospiz Österreich auf die Österreichebene gehoben. Infolgedessen entwickelten sich weitere Kooperationen zwischen landeskoordinierenden Hospizorganisationen und Landes-Sparkassen, Erste Bank bzw. ERSTE Stiftung. Durch diese Kooperationen können die Ausbildung der ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen und ihre Fortbildung sowie die Koordination der Hospizteams mitfinanziert werden . Rund 93 Hospizteams in sechs Bundesländern mit rund 2.300 ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen und die von ihnen begleiteten Menschen profitieren aktuell von solchen Kooperationen.

Auf regionaler und lokaler Ebene gibt es zusätzlich mehrere kleine Kooperationen von lokalen Sparkassen mit Hospizvereinen, z.B. Hilfe beim Verkauf von Eintrittskarten für Sponsoringveranstaltungen, das Zur-Verfügung-Stellen von Räumen etc.