Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Internationaler Hospiz- und Palliativtag 2019: Palliative Care „My Care, my Right“

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Allen Menschen auf dieser Erde ist eines gemeinsam: Geborenwerden und Sterben. Hospiz- und Palliativversorgung ist europa- und weltweit sehr unterschiedlich gestaltet und verfügbar. Daran erinnert der Internationale Hospiz- und Palliativtag, der immer am zweiten Samstag im Oktober begangen wird, heuer also am 12. Oktober 2019.

In Bosnien-Herzegowina können Opioide, eine in der Palliativversorgung sehr wichtige Gruppe von schmerzlindernden Medikamenten, nur von wenigen spezialisierten MedizinerInnen verschrieben werden. Sie sind zudem sehr teuer. In Großbritannien und Irland hingegen können das alle ÄrztInnen und auch Palliativpflegepersonen tun, die Kosten der Medikamente übernimmt das Gesundheitssystem.

In Deutschland hat jeder Mensch ein Recht auf spezialisierte Hospiz- und Palliativversorgung.

In Österreich, Deutschland und in der Schweiz kommen speziell ausgebildete ehrenamtliche HospizbegleiterInnen direkt zu den Schwerkranken, Sterbenden und deren Familien und Nahestehenden. In Großbritannien sind Ehrenamtliche fast ausschließlich in anderen Bereichen im Einsatz, wie z.B. Gartenarbeit bei Stationären Hospizen, Fundraising, Cafes in Hospizeinrichtungen.

In Kerala/Indien arbeiten Ehrenamtliche im Hospizbereich als Bindeglied zwischen den communities und der offiziellen Gesundheitsversorgung, in Subsahara-Afrika spielen sie eine sehr wichtige Rolle in Ländern, wo Aids eine ganze Generation hinweggerafft hat.

Palliative Care – „My care, my right“ ist das Thema des Internationalen Hospiz- und Palliativtags 2019. Das Motto wird jährlich vom Team der World Hospice and Palliative Care Association (WHPCA) festgelegt und betont seit 3 Jahren die umfassende Gesundheitsversorgung (Universal Health Coverage) und den Platz, den die Hospiz- und Palliativversorgung darin einnehmen sollte.

„My care, my right – Meine Hospiz- und Palliativbetreuung ist mein Recht“ stärkt die langjährige Forderung des Dachverbandes Hospiz Österreich, eine Regelfinanzierung für eine flächen- und bedarfsdeckende Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich zu erreichen. Eine qualitätsvolle Hospiz- und Palliativversorgung, wie sie im offiziellen österreichweiten Versorgungskonzept verankert ist, muss für alle Menschen, die es brauchen, erreichbar, leistbar und verfügbar sein.

Österreich hat in den letzten Jahren viel umgesetzt.

  • Wir haben, gemessen an der Einwohnerzahl, viele Hospiz- und Palliativeinrichtungen. Ende 2018 standen rund 350 Hospiz- und Palliativeinrichtungen für Erwachsene und rund 30 für Kinder zur Verfügung. Es gibt österreichweit anerkannte Konzepte zur Hospiz- und Palliativversorgung von Erwachsenen und Kindern.
  • Der Zugang zu Opioiden ist in Österreich klar geregelt, sie sind für alle Ärztinnen und Ärzte verfügbar, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.
  • Es gibt Ausbildungen in Palliativmedizin und –pflege, einen multiprofessionellen Masterlehrgang in Palliative Care.
  • Ehrenamtliche Hospizbegleitung ist Teil des Gesamtkonzepts der Hospiz- und Palliativversorgung und von Struktur und Bildung her gut aufgestellt. Das unbezahlbare Geschenk ehrenamtlicher HospizbegleiterInnen ist das DA-Sein, das Aushalten, das Mitgehen und Unterstützen, ein Stück Alltag und Normalität.
  • Für den Bereich der Grundversorgung (Alten-und Pflegeheime, Hauskrankenpflege, Akutspitäler) hat Hospiz Österreich Projekte entwickelt, um Hospizkultur und ein Basiswissen in Palliative Care auch dort zu verankern: Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen , an dem bis jetzt über 130 Heime österreichweit teilgenommen haben, das Pilotprojekt HPC Mobil für vier Anbieter von Mobiler Pflege und Betreuung zu Hause in Wien und das Projekt „Hauskrankenpflege im Zentrum – HiZ“ in Kärnten, Oberösterreich, Steiermark und Vorarlberg, das heuer startete.
  • Mit dem 2. Erwachsenenschutzgesetz, dem Patientenverfügungsgesetz und dem von Hospiz Österreich entwickelten VSD Vorsorgedialog® hat Österreich gute Instrumente, um für das Lebensende vorausschauend zu planen.

Heißt das, dass nun nichts mehr zu tun ist?

Im Gegenteil: die Finanzierung der spezialisierten Hospiz- und Palliativversorgung ist, österreichweit gesehen, nach wie vor nicht dauerhaft gesichert, oft spendenbasiert, und regional unterschiedlich. Die Anstrengungen zur Integration eines Basiswissens von Hospiz und Palliative Care in die Grundversorgung bedürfen vermehrt der öffentlichen Unterstützung. Auch die Instrumente der vorausschauenden Planung sind mit Kosten verbunden, die derzeit nicht gedeckt sind.

Vieles gibt es bereits – und vieles ist noch zu tun. My care, my right – weltweit.

Übrigens: wenn Sie Interesse haben an der Situation der Hospiz- und Palliativversorgung in anderen Ländern Europas, so empfehlen wir einen Blick in den neu herausgegebenen EAPC Atlas of Palliative Care in Europe 2019.

Anna H. Pissarek, Öffentlichkeitsarbeit und Projektkoordination im Dachverband Hospiz Österreich