Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Wenn ich das gewusst hätte!

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Anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums vom Lebensraum Tageshospiz Kleingmain in Salzburg war am 13./14. März ein Fest mit der Buchpräsentation „Wenn ich das gewusst hätte!“ von Brigitte Trnka und Walter Müller geplant. Dann kam Covid-19 mit den Einschränkungen: dies machte zuallererst die Verschiebung der Jubiläumsveranstaltung erforderlich.

Nach der Schließung aller Tagesbetreuungsstätten in Salzburg stand die dringliche Frage im Raum: Was bedeutet dies für den Betrieb des Tageshospizes? Eigentlich lag es nahe, den Lebensraum Tageshospiz zu schließen. Doch nach dem Gespräch mit der Landessanitätsdirektion stand die Entscheidung: Das Tageshospiz sieht die Krankenhausentlastung als wichtigen Auftrag und bleibt in Betrieb, damit unsere Besucherinnen und Besucher nicht unversorgt bleiben oder für sie zusätzliche Krankenhausaufenthalte nötig werden. Wir nehmen seitens der Hospiz-Bewegung Salzburg die Weisung der Bundesregierung ernst und reduzieren die direkten sozialen Kontakte auf das Nötige, halten die Aufenthalte so kurz wie nötig und begrenzen die Betreuung auf medizinisch und pflegerische Tätigkeiten.

Dieser Schritt war ein besonders wichtiger und machte einmal mehr bewusst, dass Hospiz-Bewegung in ihrer Haltung für bedürfnisorientierte Betreuung und mitmenschliche Begleitung steht: Werte, die gerade in dieser Zeit von Einschränkung, Isolation und Sorge besonders wichtig sind.

Nachdem in der ersten Woche auf zwei Öffnungstage reduziert wurde, waren in der zweiten Woche schon wieder drei und in der dritten vier Tage nötig, um allen Besucher*innen die Möglichkeit der Betreuung und Begleitung unter Wahrung des nötigen Abstandes bieten zu können. Improvisieren ist gefragt, wöchentliche Anpassungen bei der Angebotsgestaltung, so wurde die Aufenthaltsdauer für die einzelnen wieder erweitert. Die Angebote der ehrenamtlichen Hospizbegleitung, sowie für Menschen, die sich in Trauerfragen und für Entlastungsgespräche an uns wenden, werden telefonisch geleistet.

In dieser Zeit wird uns bewusst, dass vieles nicht selbstverständlich ist, was wir als selbstverständlich voraussetzen. So ist in der Hospiz-Bewegung der wichtige und derzeit leider sehr eingeschränkte „Schatz des Ehrenamtes“ spürbar geworden. Trotz aller kreativen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit Menschen, die derzeit unsere Hilfe brauchen, erleben wir, dass es nicht schön ist Abstand zu halten. Auch wenn wir uns jetzt alle über Zoom oder Skype austauschen und erleben dürfen, dass die digitale Kultur sehr gute, unmittelbare Kontakte stiften kann, fehlt uns die körperliche Präsenz eines Gegenübers beim Sprechen.

Wenn ich das gewusst hätte! Vieles wäre wohl anders, wenn wir es im Vorfeld wüssten. Krisen eröffnen für uns neue Erfahrungen, die uns mehr denn je auffordern, das Wesentliche in den Blick zu nehmen und die Werte von Zusammenhalt, Zuwendung und Lebensfreude lebendig zu halten. Dies ist eine zentrale Erfahrung im Hospiz-Bereich, die nicht nur für die derzeitige Situation Gültigkeit hat.

MMag. Christof S. Eisl, Geschäftsführer Hospiz-Bewegung Salzburg