Sr . Hildegard Teuschl CS

Sr. Hildegard Teuschl (1937-2009) wuchs als älteste von drei Geschwistern behütet in einer Familie in Wien auf. Nach dem Lehramtsstudium trat sie 1962 in die Caritas Socialis ein, wo sie zunächst im „Heim für schwererziehbare Mädchen“ in Klosterneuburg tätig war. Hildegard Burjan, deren Glaubensweg und Sozialengagement für Randgruppen waren ihr beispielgebend. Das II. Vatikanum prägte ihr Leben.

Sr . Hildegard vereinte in ihrer Person eine große Denkerin, eine geniale, innovative Praktikerin und eine Frau mit großem Herzen und starken Glauben. Als Leiterin des Caritas-Ausbildungszentrums Seegasse in 1090 Wien gründete sie zahlreiche Ausbildungszweige, die sie auf Bundesebene verbreitete und vernetzte. 1987 begann sie mit dem Auf- und Ausbau der Hospizbewegung in Österreich.

Über 15 Jahre war Sr. Hildegard Teuschl CS Vorsitzende des Dachverbandes HOSPIZ ÖSTERREICH, an deren Gründung sie federführend mitgewirkt hatte. Aus ihrer Initiative entstanden in ganz Österreich Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitungslehrgänge, sie entwickelte gemeinsam mit KollegInnen (Peter Fässler-Weibel, Andreas Heller, Stein Husebö, Christian Metz, Johanna Pichlmayer geb. Stechauner und Elisabeth Seidl) das Curriculum für Interprofessionelle Palliativ-Basislehrgänge, die mittlerweile ebenfalls in ganz Österreich angeboten werden. Der Universitätslehrgang Palliative Care als Masterstudium an der PMU Salzburg wurde von ihr aufgebaut und geleitet. Sie brachte unermüdlich die Anliegen der Hospizbewegung in die Politik ein und engagierte sich u.a. erfolgreich für die Familienhospizkarenz und für die Patientenverfügung. Ein wichtiger Meilenstein war die Parlamentarische Enquete 2001, bei der sich alle österreichischen Parteien für die Hospizbegleitung und gegen aktive Sterbehilfe aussprachen. Für die Entwicklung der Hospizarbeit in den Bundesländern war sie maßgebend und inspirierend. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass in allen Bundesländern Hospiz-Initiativen umgesetzt wurden.

Lebenslauf

  • Hildegard Waltraud Teuschl geb. 1937 in Wien (Mutter Prokuristin, Vater Polizist, zwei jüngere Geschwister)
  • 1955 Reifeprüfung am MRG Sacré Coeur Wien
  • 1955-1961 Lehramtsstudium für Französisch und Lebenswirtschaftskunde an den Universitäten Wien und Besancon, Abschluss mit Mag. phil. – Während des Studiums aktives Mitglied der Hochschülerinnen-Kongregation der Jesuiten (Alte Burse), Mitarbeit am Aufbau des Afro-Asiatischen Instituts und Sozialeinsatz nach der Ungarnrevolution (mit Caritas Österreich und der amerikanischen Care-Hilfe)
  • 09/1958 – 07/1959 Assistente de langue am CC Lons-le-Saunier/Frankreich
  • 09/1960 – 08/1962 Vertragslehrerin an der Haushaltungsschule der Caritas Socialis für schwererziehbare Mädchen in Klosterneuburg
  • 1. 4. 1962 Eintritt in die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis. Interne Ausbildung in der Caritas Socialis bis 1964
  • 1.10.1964 -31.8.1965 Erzieherin im „Heim für schwererziehbare Mädchen“ in Klosterneuburg
  • Zusatzqualifikationen in Sozialarbeit, Erwachsenenbildung, Gruppenpsychotherapie
  • 1. 9. 1966 – 1998 Direktorin des Caritas-Ausbildungszentrums f. Sozialberufe/Wien Seegasse

Aufbau zahlreicher Sozialberufsausbildungszweige zur Personalqualifizierung:

* 1972 Gründung der Fachschule für Sozialarbeit

* 1973 Gründung der Fachschule für Altendienste

* 1975 Gründung der Schule für Sozialdienste

* 1978 Gründung der Lehrgänge für Behindertenarbeit für Berufstätige

* 1978 Beginn mit Kursen für Lebens- Sterbe- und Trauerbegleitung

* 1980 Schaffung eines Modellversuchs in Kooperation mit dem Evang. Krankenhaus: „SHD-Prüfung für AltenhelferInnen“ und Vervielfältigung des Modells in fast allen Bundesländern

* 1983 Gründung der Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe (in Zusammenarbeit mit der Evang. Diakonie Gallneukirchen)

* 1983 – 1987 Gründung und Verselbständigung einer Expositur „Lehrgang für Behindertenarbeit Batschuns“ in Vorarlberg

* 1984 Gründung der Speziallehrgänge für Leitungsfunktionen in der Sozialarbeit

* 1985 Umwandlung der Abendkurse für Alten- und Heimhilfe in „Lehrgänge für Heimhilfe“ mit Öffentlichkeitsrecht

* 1994 Umwandlung der Kurse für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung in Lehrgänge mit Öffentlichkeitsrecht des BMUK

  • 1981 – 1993 Österreich-Delegierte beim International Council of Homehelp Services
  • Ab 1975 ständige Mitarbeiterin in der kirchlichen Erwachsenenbildung, vor allem in den Bildungshäusern Lainz/Wien und Batschuns/Vbg („Methoden der Bibelarbeit“, ab 1981 „Einkehrtage leiten lernen“, etc.)
  • Ab 1977 Leiterin von Lehrerfortbildungsseminaren in Zusammenarbeit mit dem Berufspädagogischen Institut des Bundes (ca. 50 gesamtösterreichische Veranstaltungen)
  • 1985 Teilung der Direktion des Caritas-Ausbildungszentrums für Sozialberufe: Übergabe der Fachschule für Sozialberufe, der Familienhelferinnenschule und der Fachschule für Altendienste an Dr. Wolfgang Mandl
  • 1987 Begegnung mit der Hospizbewegung in England, Frankreich und Deutschland. Beginn von Umsetzungsschritten für Österreich
  • 1987 – 1995 Vorstandsmitglied der IGSL (Int. Gesellschaft f. Sterbebegleitung und Lebensbeistand)
  • 1989 Mitbegründerin des 1. Mobilen Hospizteams in Wien, anschließend Mithilfe bei zahlreichen Hospizgründungen in verschiedenen Bundesländern
  • 1990 – 1994 Projektleiterin für Ostaufbauhilfeprojekte für Familien- und Altenhilfe in Ungarn, Slowenien, Rumänien und CSSR
  • 1992 Gründung des DIVOS (Direktorenverband Österreichische Soziallehranstalten) und bis 1996 dessen Vorsitzende
  • 1993 Gründung des Dachverbands HOSPIZ ÖSTERREICH, bis 2008 dessen Vorsitzende
  • 1994 – 1998 Leitung des Entwicklungsprojekts „Fachhochschulstudiengang Sozialmanagement“ gemeinsam mit P. Dr. Alois Riedlsperger SJ
  • 1998 Mitbegründerin des ersten Interdisziplinären Palliativlehrgangs in Österreich, der im Dezember 1999 als Internationaler Universitätslehrgang Palliative Care vom BM f. Wissenschaft und Kunst das Öffentlichkeitsrecht verliehen bekam (im Leitungsteam gemeinsam mit Andreas Heller, Stein Husebö, Peter Fässler-Weibel, Christian Metz)
  • 1999 – 2007 Referentin in Palliativlehrgängen und Seminaren in fast allen Bundesländern
  • 1999 Gründung der Kardinal König Akademie in Wien-Lainz mit den Abteilungen Sozialmanagement und Palliative Care. Vorsitzende des Vereins Kardinal König Akademie bis Jänner 2005
  • ab 2000 verstärktes sozialpolitisches Engagement, Lobbying und Öffentlichkeitsarbeit für Hospiz und Palliative-Care-Anliegen. Mitwirkung bei Parlamentarischer Enquete 2001 „Solidarität mit unseren Sterbenden“ und in der Umsetzung der folgenden Nationalratsentschließungen
  • 2003 – 2007 Leitung des Entwicklungsprojektes „Akademisierung der Interdisziplinären Palliativweiterbildung an Medizinuniversitäten“
  • Juni 2005 Abgabe der Verantwortung für die Palliativbasislehrgänge an der Kardinal König Akademie und Übersiedlung des Büros des Dachverbands HOSPIZ ÖSTERREICH vom Kardinal König Haus in den 9. Bezirk.
  • 2005/2006 Begleitung des Akkreditierungsverfahrens für den Universitätslehrgang Palliative Care an der Paracelsus Medizin Universität Salzburg und Ausbau der dreistufigen berufsbegleitenden akademischen Palliativausbildung (Abschluss der ersten Akademischen Palliativexperten in dieser Form Dezember 2006 und der ersten „Master of Palliative Care“ Oktober 2007)
  • Hildegard Teuschl stirbt am 18.2.2009 auf der Palliativstation CS Hospiz Rennweg

Auszeichnungen und Preise

  • 1989 Entgegennahme des Preises für die Caritas Socialis im „Fürst Franz Josef v. Liechtenstein-Wettbewerb für familienfördernde Maßnahmen“ (SF 100.000,- für „Sterben zuhause ermöglichen“)
  • Juni 1998 „Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“
  • November 2004 „Kardinal König Preis“ für den Dachverband Hospiz Österreich
  • September 2006 „Ermacora Menschenrechtspreis“
  • Mai 2009 Posthum Verleihung des „Lazarus Ehrenpreises“

Veröffentlichungen

  • Ab 1970 in Zusammenarbeit mit dem BMUK/Wien, Erstellung und Veröffentlichung zahlreicher Lehrpläne für Sozialberufsschulen
  • 1970 – 1998 Artikel über Sozialberufs-Aus- und Weiterbildung in diversen Fachzeitschriften
  • Kommunikation mit Sterbenden und Angehörigen. In: F.J. Jehle (Hg.), Leiden verstehen lernen: Vom Umgang mit Sterbenden und deren Angehörigen, Winterthur 1994
  • „Ehrenamtliche Begleitung“ und „Wie eine Hospizgruppe aufgebaut werden kann: Grundsätzliches und Beispiele aus Wien und Tirol“. In: „Zu guter Letzt“, Informationsbroschüre des Dachverbandes MENSCHENWÜRDE BIS ZULETZT, Wien 1994
  • Hospiz – ein Ort der Begegnung – ein Weg- eine Bewegung – eine ethische Grundhaltung… In: Diakonia – Internationale Zeitschrift für die Praxis der Kirche, 25. Jahrgang, Heft 6, Nov. 1994
  • Hospiz ist eine Bewegung, nicht ein Ort. In: Lebendige Seelsorge (46. Jg.), Heft 6, Dez. 1995
  • Caritas Socialis und Hospizbewegung . In: F. Csoklich, M. Opis, E. Petrik, H. Schnuderl (Hg.), Revisionen: Katholische Kirche in der Zweiten Republik, Graz 1996
  • Wo ist Gott im Leid? –In: Leidensgenosse Ijob – ENTSCHLUSS – Zeitschrift der Jesuiten 11/1998
  • Zahlreiche Artikel über Hospizarbeit und Palliative Care in div. Fachzeitschriften und Zeitungen
  • Österreichischer Hospiz-/Palliativführer (2003 – 2010 mehrere Neuauflagen)
  • „Begleiten bis zuletzt“ Ratgeber für Angehörige schwerkranker und sterbender Menschen, 2007 übersetzt für Brasilien und die Ukraine