Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Wie alles ineinander greift…

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Ein Gespräch (auch) über den Schlaf

Erinnern Sie sich an den Blogbeitrag zum Thema Diätologie mit Katharina Kühtreiber, in dem es darum ging, wie wichtig es ist, von Kindheit an bewusst zu essen?

An diesen Aspekt, an den bewussten Umgang mit sich selbst, knüpft mein Gespräch mit Saskia Wallner an. Saskia Wallner ist diplomierte Pflegerin und hat Pflegewissenschaft studiert. Sie beschäftigt sich – unter anderem – mit dem Thema Schlaf, vor allem Schlaf im Schichtdienst und unter Stress.

Während unseres Zoom-Gesprächs erkenne ich immer wieder Parallelen zu Katharina Kühtreibers Aussagen. Auch Saskia Wallner findet: „Das Thema Selbstsorge bzw. Selbstfürsorge spielt in den derzeitigen Ausbildungen nur eine geringe Rolle. Wir werden nicht darauf trainiert, auf uns selbst zu schauen, zu sehen und zu achten, was uns guttut und zu reflektieren, was wir nicht mehr wollen.“

Saskia Wallner hat auch ihre Bachelorarbeit zum Thema Schlaf im Schichtdienst und zu den Problematiken, die auftreten, wenn Menschen zu wenig, zu kurz, zu den falschen Zeiten schlafen, verfasst. Sie befasste sich dabei intensiv mit den körperlichen und kognitiven Beschwerden, die entstehen, wenn Menschen zu wenig oder schlecht schlafen, wie zum Beispiel Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen und maligne Tumorerkrankungen, aber auch Schlafstörungen, Müdigkeit, negative Auswirkungen auf Konzentration, Gedächtnis und Kommunikation.

Demnach können zum Beispiel etliche Fehler, die im Pflegealltag passieren, auf mangelnden Schlaf zurückgeführt werden. Erstaunlich ist dabei weniger die Tatsache, dass dem so ist, als, dass dies kaum thematisiert wird.

Saskia Wallner erklärt dazu: „Studien zeigen, dass schlechte Schlafqualität oder eine zu geringe Schlafdauer negative Auswirkungen auf die kognitive und physische Leistungsfähigkeit von Menschen haben. Das kann wiederum schwerwiegende Folgen für die Pflegepersonen und schließlich auch für die Patient*innen haben.“

Ich frage sie nach ihren eigenen Erfahrungen im Schichtdienst und, wie sie mit dem veränderten Wach-Schlafrhythmus umgeht. „Nun“, sagt sie „ich gehe zum Beispiel nach einem Nachtdienst nur kurz schlafen. Dann schaue ich, dass ich etwas draußen mit anderen Leuten unternehme, gehe aber an diesem Tag dann sehr zeitig schlafen. Das musste ich auch erst lernen – den Tag nach dem Nachtdienst eben nicht zu verschlafen, um dann wieder in der Nacht munter zu sein -, weil es meinen gesamten Rhythmus zerstörte und mir damit nicht gut gegangen ist. Aber damit, wie ich es jetzt mache, geht es mir eigentlich gut.“ Wie lange braucht sie, um im Urlaub zu einem für uns „normalen“ Wach/Schlafrhythmus zu gelangen? Saskia Wallner grinst und sagt: „Drei, vier Tage sind es schon. Dann bin ich wieder im üblichen Rhythmus. Das bedeutet aber auch, dass eine Woche Urlaub mir eigentlich nichts bringt. Ich brauche mindestens zwei Wochen, um mich wirklich zu erholen.“

Die Themen Selbstfürsorge, Schlaf, Ernährung, Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle als Pflegeperson betrachtet Saskia Wallner kritisch und setzt sich mit ihnen auch in Gesprächen mit Kolleg*innen, Praktikant*innen, aber auch Angehörigen auseinander. „Mir ist es einerseits natürlich wichtig, gut auf mich selbst zu schauen und andererseits das Gespräch und die Auseinandersetzung mit anderen zu diesen Themen zu suchen. Und dabei spreche ich immer wieder die Ausbildungsinhalte an und den Mangel, dass in den unterschiedlichen Ausbildungen nach wie vor Selbstfürsorge nicht gelehrt wird. Mir ist das sehr wichtig. Nur, wenn wir mündige, reflektierte, gut ausgebildete und initiative Pflegende haben, werden wir uns entwickeln. Und nur dann können wir das derzeitige System vielleicht etwas verändern.“

        Saskia Wallner ist diplomierte Pflegerin und Bachelor of Nursing Science (BScN)