>>>>>Tiroler Hospiz-Gemeinschaft

Wie seid ihr historisch gewachsen?
80er Jahre
In den 80er Jahren begannen unterschiedliche Menschen, begeistert und fasziniert von der Hospizbewegung, ein erstes zartes Hospiz-Netzwerk in Tirol zu knüpfen. Ende der 80er Jahre entstand eine sogenannte „Initiativgruppe“, die erste Kontakte zur Caritas Tirol herstellte.
1992
Erstes Mobiles Team und Vereinsgründung
Der Verein der „Tiroler Hospiz-Gemeinschaft“ (THG), als Tochterverein der Tiroler Caritas, wurde offiziell gegründet und begann seine Arbeit mit einem kleinen mobilen Hospizteam für die Betreuung und Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen zu Hause. Von Anfang an war klar, dass dieses Team, das in Innsbruck und Umgebung im Einsatz war und ist, einerseits aus hauptamtlichen Ärzt:innen sowie diplomierten Pflegepersonen und zum anderen aus ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen zusammengesetzt sein sollte.
Erst später, so die Vision, sollte ein stationäres Hospiz in Innsbruck entstehen.
1998
Eröffnung der Hospiz- und Palliativstation in Innsbruck
Ende des Jahres eröffnete die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft ihre erste stationäre Einrichtung mit 8 Betten. Im 7. Stock des Sanatoriums Kettenbrücke in Innsbruck waren wir als Mieter der Räumlichkeiten selbständig in unserem Tun, konnten aber trotzdem viele wertvolle und nützliche Infrastrukturen des Sanatoriums mitbenützen.
Mit der Gründung der Hospiz- und Palliativstation war der Boden für eine sich ergänzende Organisationsform gelegt. Heute können wir stationäre und mobile Begleitung aus einer Hand anbieten und sinnvoll ineinander greifen lassen.
2005
wurden im 6. Stock des Sanatoriums 5 zusätzliche Betten eröffnet.
2007
konnte das 14. Bett auf unserer Station eröffnet werden.
Erweiterung des Angebots der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft um eine telefonische HOTLINE. Die Hotline ist täglich von 8 bis 20 Uhr besetzt und richtet sich an Betroffene, pflegende Angehörige, Ärzt:innen, Heime und andere Einrichtungen.
Im Rahmen eines umfangreichen Organisationsentwicklungsprozesses wurde eine langfristige Strategie für die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft erarbeitet.
2008
Einige zuvor eigenständige Hospizgruppenvereine in den Regionen werden aufgelöst und arbeiten unter dem einheitlichen Dach der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft.
Die erste hauptamtliche Regionalbeauftragte für ehrenamtliche Mitarbeiter:innen beginnt im Bezirk Schwaz ihre Arbeit. Regionalbeauftragte der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft organisieren und koordinieren die ehrenamtliche Arbeit in den Tiroler Bezirken. Zusätzlich sind sie dafür verantwortlich, den Hospizgedanken im Bezirk öffentlich zu verankern.
2009
Regionalbeauftragte für das Tiroler Oberland beginnt ihre Arbeit.
2010
Forcierung und Mitarbeit der THG an der Entstehung der Palliativkonsiliarteams in den Modellregionen in den Bezirken Außerfern und Osttirol.
2011
Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft veranstaltet gemeinsam mit der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) den 1. Interprofessionellen Universitätslehrgang für Palliative Care.
Regionalbeauftragte für den Bezirk Kufstein beginnt ihre Arbeit.
2012
Der Verein Tiroler Hospiz-Gemeinschaft feiert sein 20-jähriges Bestehen.
Konkrete Zusage von Seiten des Landes Tirol zur finanziellen Unterstützung eines neuen Hospizhauses Tirol. Das neue Hospizhaus Tirol vereint alle Angebote, ergänzt um ein Tageshospiz mit 6 Plätzen unter einem Dach. Das Hospizhaus Tirol, mit 14 stationären Betten, Tageshospiz, Mobiles Palliativteam, Verwaltung, Leitung Regionalarbeit und der Hospizakademie mit Seminarräumlichkeiten ist in dieser Form im deutschsprachigen Raum einzigartig.
Osttirol bekommt eine hauptamtliche Regionalbeauftragte.
2013
Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft veranstaltet gemeinsam mit der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) den 2. Interprofessionellen Universitätslehrgang für Palliative Care.
Gründung des Netzwerks „ALS“. Das von der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft getragene Netzwerk begleitet und betreut Menschen mit Amyotropher Lateralsklerose in ganz Tirol.
Organisation des ersten Vernetzungstreffens der in Tirol agierenden Systempartner im Bereich der „Hospiz- und Palliativversorgung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“ durch die THG.
2014
Bekanntgabe des Standortes für das neue Hospizhaus Tirol. Das Haus wird in Hall in Tirol errichtet werden.
Hauptamtliche Regionalbeauftragte für den Bezirk Innsbruck/Innsbruck-Land und den Bezirk Kitzbühel beginnen ihre Arbeit.
2015
Regionale Erweiterung des Einsatzbereichs des Mobilen Palliativteams – neben dem Bezirk Innsbruck – auf den gesamten Bezirk Innsbruck-Land.
Bei einem EU-weiten Architektenwettbewerb für das Hospizhaus Tirol geht Architekt DI Paul Wichert, Caspar Wichert Architektur aus Linz als Sieger für das Hospizhaus hervor.
2016
Geplanter Baubeginn Hospizhaus Tirol.
Projektstart Hospiz und Palliative Care im Pflegeheim.
Der Eingangsbereich des Hospizhauses in Hall.
2018
Am 15. Juni wurde das Hospizhaus Tirol feierlich eröffnet. Mit Ende Juni startete der Vollbetrieb und alle Angebote sind unter einem Dach vereint.
Erstes ehrenamtliches Kinder-Hospizteam in Tirol startet.
Das Hospizcafé im Hospizhaus Tirol öffnet seine Pforten und lädt zum gemütlichen Verweilen ein.
Das Tageshospiz und die Palliativmedizinische Ambulanz nehmen im Oktober ihren Betrieb auf.
2019
Gründung Kontaktstelle Trauer
Mit der Kontaktstelle Trauer möchte die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft ihr Angebot sichtbarer und leichter zugänglich machen.
2023
Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft feiert ihr mehr als 30-jähriges Bestehen.
Am 29. September 2023 wird der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft das Ehrenzeichen der Medizinischen Universität Innsbruck verliehen.
Wen vertretet Ihr?
Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft ist ein gemeinnütziger Verein. Seine Aufgabe ist es, Hospiz- und Palliativarbeit zu leisten und die dafür notwendige gesellschaftliche Sensibilisierung in Tirol zu schaffen und weiterzuentwickeln. Der Verein ist Gesellschafter der Tiroler Hospiz Betriebsgesellschaft mbH, unter deren Trägerschaft die Hospiz- und Palliativstation, das Mobile Palliativteam und die Palliativambulanz operieren.
Wie finanziert ihr Euch?
Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft finanziert sich aus öffentlichen Mitteln, Spenden, Mitgliedsbeiträgen, Zweckwidmungen des Kirchenbeitrags, Eigenerlösen und Sponsoring.
Was sind Eure Schwerpunkte?
Hospiz nannte man im Mittelalter jene Herberge, die Pilgern auf ihrer gefahrvollen, oft unsicheren Reise Unterkunft, Rast, Pflege und Sicherheit bot.
Heute bieten wir – die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft – einen Rastplatz für schwer kranke, sterbende Menschen sowie deren Angehörige an. Wir begleiten alle Menschen, unabhängig von ihren finanziellen Verhältnissen und ihrer religiösen Herkunft oder Weltanschauung.
Dabei steht das Wohl des Menschen in seiner Ganzheit im Zentrum unseres Tuns. Denn nur wenn die Person in der Gesamtheit ihres Seins wahr- und ernst genommen wird, kann man auch in einem „kranken“ Körper noch „heil“ werden. Für unsere Arbeit bedeutet das, einerseits den Menschen mit moderner Palliativmedizin und -pflege auf höchstem Niveau zu betreuen. Andererseits gilt es, das soziale, psychische und spirituelle Wohl der Menschen zu beachten, zu begleiten und mögliche Hilfe anzubieten.
Die Dienste der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
Das mobile Palliativteam (MPT), bestehend aus Ärzt:innen und diplomierten Pflegekräften, Sozialarbeiter:innen und anderen Professionen. Die Mitarbeiter:innen arbeiten eng mit Hausärzten und Mobilen Pflegediensten zusammen und tragen dazu bei, dass sterbende Menschen und ihre Angehörigen daheim begleitet werden können. Mit einem 24-Stunden-Rufbereitschaftsdienst kann es Menschen ermöglicht werden, bis zuletzt zu Hause zu bleiben.
Im Rahmen des MPT bieten wir mit unserem ALS-Netzwerk, in Kooperation mit der Medizinischen Universität Innsbruck, Menschen mit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) Hilfe an, um das Leben mit dieser Erkrankung zu erleichtern und die Lebensqualität so weit wie möglich zu erhalten. Betroffene, Angehörige und Betreuende erhalten Informationen und Unterstützung für den Umgang mit ALS im Alltag.
Auf unserer Station werden Palliativpatient:innen mit komplexen Symptomen wie Schmerzen, Atemnot oder Übelkeit betreut. Die 14 Plätze werden an jene Patient:innen vergeben, die eine Behandlung mit den Mitteln moderner Palliativmedizin und –pflege am dringendsten benötigen.
Unser Tageshospiz bietet schwer kranken, transportfähigen Menschen in der letzten Lebensphase eine spezialisierte Tagesbetreuung an und ermöglicht Angehörigen und Betreuenden eine Auszeit.
In die Palliativambulanz können Patient:innen, die unter einer fortgeschrittenen Erkrankung leiden, zur ambulanten Behandlung und Beratung kommen. Das ärztliche Team der Palliativambulanz wird durch diplomierte Pflegekräfte, Sozialarbeiter:innen, einer Psychologin und andere Professionen unterstützt.
Ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen arbeiten in Hospizteams in ganz Tirol. Die Hospizbewegung ist nicht an einen Ort oder eine Einrichtung gebunden, sie ist eine Haltung gegenüber dem Menschen und dem Leben an sich.
Diese Haltung zum Leben und zum Sterben bringen die über 400 ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft in ihrem Einsatz bei schwer kranken und sterbenden Menschen sowie ihren Angehörigen in ganz Tirol tagtäglich zum Ausdruck. Mit ihrem Dasein, Zeithaben, Zuhören und Helfen, wo gerade Hilfe benötigt wird, sind sie ein unverzichtbarer Bestandteil und Motor der immer größer werdenden Hospizbewegung.
Trauer ist ein notwendiger und wichtiger Prozess, wenn wir schwerwiegende Verluste erleben. Ein vertrauliches Gespräch mit einer einfühlsamen Person kann sehr entlastend sein. Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft bietet Einzelgespräche und Trauergruppen für trauernde Menschen an, denn vielen Menschen ist es eine Hilfe, mit anderen gemeinsam die Trauer zu erleben, sie gemeinsam zu (er)tragen und zu teilen.
Die Akademie der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft verfolgt das Ziel, Wissen, Fertigkeiten und Haltungen rund um die optimale Hospiz- und Palliativbetreuung in allen Regionen Tirols zu vermitteln. Sie kooperiert mit Institutionen im ganzen Land, reagiert auf Bedürfnisse und bietet Bildungsveranstaltungen vor Ort und im Hospizhaus Tirol an, die sich an Interessierte, ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen und Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen wenden.
Hospizkultur und Palliative Care (kurz: HPC) im Pflegeheim und in der mobilen Hauskrankenpflege sind österreichweite Projekte, die vom Dachverband HOSPIZ ÖSTERREICH unterstützt und laufend weiterentwickelt werden. Beide Projekte zielen darauf ab, Institutionen dabei zu unterstützen, eine förderliche Organisationsstruktur und -kultur für die Betreuung von schwer kranken und sterbenden Menschen zu entwickeln. Der mehrjährige Entwicklungsprozess stellt sicher, dass Hospizkultur und Palliative Care von den Mitarbeiter:innen verinnerlicht wird. Dabei stehen die Betroffenen sowie ihre An- und Zugehörigen im Mittelpunkt aller Bemühungen. Im Verlauf des Projekts werden neue Erkenntnisse zu HPC mit vorhandenem Wissen verknüpft, Abläufe angepasst und relevante Systempartner:innen einbezogen. Nach Projektabschluss legen die Institutionen weiterführende Maßnahmen fest, um HPC bedarfsorientiert weiterzuentwickeln.
Im Rahmen des Projektes „Leo – Hospizarbeit am Rande der Gesellschaft“ werden schwer kranke wohnungs- oder obdachlose Menschen in ihrem jeweiligen Umfeld (Straße, Notschlafstellen, Tageseinrichtungen) hospizlich und palliativ begleitet. Die Betreuung erfolgt in enger Vernetzung und Zusammenarbeit mit allen Anbietern der Wohnungslosenhilfe und dem Krankenhaus.
Was sind Eure Top 3 Aufgaben?
Unsere drei Hauptaufgaben sind:
- Stationäre Betreuung auf der Hospiz- und Palliativstation
- Mobile Betreuung in den Bezirken Innsbruck-Stadt und Innsbruck-Land
- Ehrenamtliche Begleitung im ganzen Bundesland
Wie viele Personen arbeiten bei Euch? Wer sind sie?
Wir haben 98 hauptamtliche Mitarbeiter:innen und mehr als 400 ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen.
Ein Teil unseres Teams vor dem Hospizhaus in Hall in Tirol.
Gibt es eine nette Anekdote?
Es gibt diese Momente, die man nie vergessen wird. Wir hatten im Hospizhaus eine teamübergreifende Sitzung, in der unser Geschäftsführer Werner Mühlböck uns wissen ließ, dass am Nachmittag ein besonderer Besuch ins Hospizhaus käme. Um genau zu sein, nicht ins Haus, sondern auf den Parkplatz, vor unserem Haus. Es wurde dann ein Pferd – für ein letztes Wiedersehen – vor das Haus gebracht.
Hier können Sie die ganze Geschichte „Ein letztes Wiedersehen mit Manzi“ nachlesen!
Was wünscht ihr euch für euer Bundesland im Jahr 2030?
Wir wünschen uns, dass die Hospiz- und Palliativversorgung in ganz Tirol für alle Betroffenen uneingeschränkt und in hoher Qualität verfügbar ist.
Wir arbeiten daran, dass die zivilgesellschaftliche Hospizbewegung in Tirol wächst und „Caring Communities“ an vielen Orten gelebte Praxis werden.
Was schätzt ihr am Dachverband HOSPIZ ÖSTERREICH?
Der Dachverband ist wichtig für die Bündelung der Anliegen aus allen Bundesländern. Durch seine nationale und internationale Vernetzung spielt HOSPIZ ÖSTERREICH in der Weiterentwicklung der Hospizbewegung eine essenzielle Rolle.
Insbesondere in seiner Funktion als Interessensvertretung gegenüber den politischen Entscheidungsträger:innen agiert HOSPIZ ÖSTERREICH als gemeinsames Sprachrohr zur Verbesserung der Situation von Menschen in der letzten Lebensphase und ihren Angehörigen.